Plener, Ernst von, Politiker und Finanzminister (1841-1923). Eigenh. Brief mit U.

Bad Gastein, 19. IX., o. J.

4 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 180.00

An einen namentlich nicht genannten Kollegen: "In Beantwortung Ihres Briefs theile ich Ihnen mein Ansicht dahin mit, dass die Einberufung eines allg. Parteitags nur dann erwünscht ist, wenn man einige Sicherheit über die Art des Verlaufes der Versammlung hat. Eine grosse Versammlung in Wien kann so viele unberechenbare Elemente in die Debatte bringen, dass für die eigentlichen Politiker die ganze Geschichte verdorben wird. Ich habe gerade in der letzten Zeit in Folge einer Anregung Sturms [d. i. der Jurist und Politiker Eduard Sturm] von hier auch Schmeykal [d. i. der Politiker Franz von Schmeykal] die Frage eines allg. österr. Parteitags vorgelegt u. von diesem die Antwort erhalten, dass er zwar für die Abhaltung eines solchen sei, dass aber vorher die Einigkeit in der Partei sichergestellt sein müsse. Das könne aber nur bei u. nach Wieder Zusammentritt des RR geschehen u. darum sei er für die Vertagung der Frage bis zu diesem Zeitpuncte. Ich glaube auch dass diese Vertagung der Entscheidung das richtigste ist. Wie Sie selbst sagen, müsste man doch die Rückkunft vieler Abg. erst nach Wien abwarten, denn blos [!] den unsicheren Initialen einiger Gemeinde Räthe möchte ich die Sache nicht überlassen [...] Ich glaube daher wir warten den böhm. Parteitag u. den Anfang October ab, halten dann in Wien einige Besprechungen mit mehreren pol. Leuten ab und setzen dann erst eventuell eine Action in Scene [...] Dass der Carlsbader Parteitag einen späteren allg. Parteitag präjudiciren werde, ist nicht zu fürchten. Beiläufig erwähne ich[,] dass Sturm für die Abhaltung eines allg. österr. Parteitags Brünn in Vorschlag brachte u. gegen Wien ernste Bedenken äusserte [...]".

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