Buddenbrock, Wilhelm Dietrich von, Generalfeldmarschall (1672-1757). Brief mit eigenh. U.

Brieg (Brzeg), 28. IV. 1757.

4 SS. auf Doppelblatt. 4to.

 200.00

An einen "Herrn Geheimen Etats Minister": "Zufoderst danke Ew Excellens ganz gehorsamst, vor die Zeichen der wahren Freundschaft und Wohlgewogenheit, so sie bey der betrübtesten Gelegenheit der Frau Feldmarchallin, meiner Familie und besonders mir, geben wollen; da Sie ein wahres Antheil an unseren Verlust genommen. Ich hoffe Ew Excellens werden diese Freundschaft vor mich und meine Familie conserviren, und unser Seits sich von der volkommensten Hochachtung versichert halten. Sonst habe die Ehre Ew Excellens auf dero Schreiben in ergebenster Antwort zumelden, wie ich den jungen Baron v. Seer zu mir kommen laßen, welcher aber keine Lust bezeigt in Militair dienst zu gehen, noch weniger aber als Fahnen Juncker, sich zu engagiren willens, da er beym Schoenaichschen Cuirassier Regiment, vor 2 Monath Cornet werden können. Es ist ein Mensch von 19 Jahren, der aber dem Ansehn nach sehr schwächlich und von delicater Gesundheit ist, und also die fatiguen einer Campagne aus zu halten nicht im Stande. Sonst wird Ew Excellens wohl schon bekand seyn, daß die in Ober Schleßien gestandne infanterie, die Neisse passiren und in der Gegend von Franckenstein zustehen kommen soll. Der Feind soll sich auch größtentheils von Maehren nach Böhmen ziehen. Ob ich nun wohl hir in Brieg noch nichts feindliches zu befürchten hätte; so erfo[r]dert doch die Vorsichtigkeit, und das [!] Königsdienst daß ich alle Anstalten mache, damit mir nicht au depourvue finde, von denen Sachen, so ich bey der geringsten Unruhe in die Festung zu bekommen, nicht mehr in Stande bin. Hierunter ist hauptsächlich, den benöthigten fascinen und so viel Strauch Werk und Pfähle, als ich zu Schantz Cörben nötig hätte. Ich ersuche demnach Ew Excellence dem LandRath v Tschirski von Briegschen Creise mit dem aller fordersamst die ordre zugeben, daß er auf mein Verlangen die Faschinen Strauch und Pfähle in die Festung liefere. Die dörffer jenseit der Oder haben viel Strauch Werck und können diese Lieferung am füglichsten thun. Ich kann Ew Excellenz nicht genug sagen wie unendlich viele Arbeit hir in Brieg noch zu machen wäre. Der Gen. Lieut. v Hautcharmoy [d. i. Heinrich Karl Ludwig de Herault Seigneur de Hautcharmoy] hat dem Könige hierüber Vorstellung gethan, und ich habe noch letzt unter d. 22. Martii von ienen darüber berichten, und nur um etliche, tausend Rthr. Geld gebeten um das Allernötigste an den Wercken zu machen; wo so wol es an Mauer Werck als auch an Erde so in der Zeit eingefallen, einer großen reparatur von nöthen wäre. Der König antworte mir das alles gemacht werden solte er könnte aber in jetzigen Zeiten kein Geld dazu geben. Wie ist dieses zu machen? Ohne Geld zu arbeiten dazu gehört eine industrie, die ich noch nicht lernen können. Der hiesige Magistrat, hat zu allen Zeiten die Brücken, Barrieren, Schildern-Häuser und Schälungen an der Oder machen laßen müßen; diese Unkosten sind der Cämmerey aus der Land militair Bau caße alle mahl wieder bezahlt worden, nachdem aber diese militair Casse zur Ober Steiner Casse gezogen worden, ist der Magistrat wegen Wieder Bezahlung der Unkosten in gröster Verlegenheit. Dieses ist die Uhrsach warum der hiesige StadtDirector Herr Stegemenn von Magistrat nach Beslau deputirt worden, um bey Ew Excellenz hierüber gehorsamste Vorstellung zu thun. Die monathlichen 125 Rthlr die der König zum hiesigen Festungs bau für wenigen Jahren bezahlen laßen, sind nicht hinreichend die Mauer und Erd Arbeit zu bestreiten, ich kann also um obige Sachen so des Königs dienst unumgänglich erfo[r]dert, nicht anders als mich an den Magistrat halten, daß derselbe ohne Zeit Verlust es machen laßen muß, und wäre es nicht unbillig daß diese Unkosten der Cämmerey aus den [!] Militair fond wieder erstattet worden. Nunmehro kommen wir den [!] Zeit Punkt immer näher wo große und decisive evenements geschehn müßen. Gott gebe daß alles zu des Königs und des Vaterlands avantage aus schlagen möge. Die Providence hat in der vorigen kurtzen Campagne sich so deutlich vor uns declarirt, daß ich an einen glücklichen Fortgang der bevorstehenden Campagne nicht zweiffeln kann. In Erwartung einer baldigen gütigen Antwort habe die Ehre mit vieler Hochachtung und Freundschaft zu seyn [...]".

Mit winzigen Papierdurchbrüchen in der Nähe des Falzes, dieser nachtäglich verstärkt.

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