Grüße an Franz Grillparzer und Nikolaus Lenau im Silbernen Kaffeehaus

Hagberg, Carl August, Literaturwissenschaftler und Übersetzer (1810-1864). "Gruß an Wien". Eigenh. Gedicht mit U.

Wien, 17. X. 1835.

40 Zeilen auf Doppelblatt. 8vo. und 1 S. Qu.-8vo. (ca. 185:75 mm). Mit lithogr. Zierrahmen. Beiliegend eine eigenh. Widmung in deutscher und schwedischer Sprache.

 400.00

"Wie herrlich hebt sich an der Donau Wellen | Der Stephans Dom im Klaren Morgenschimmer | Zum blauen Himmel feyerlich empor! | Wie eine Welt von Blumen die versteinert | Noch fühlt ein Herz im hartem [!] Busen schlagen | Wie sanft der Blätter sanft der Blumen Heere | Sich um die schlanken Säulenwälder schmiegen | um höher noch und höher sich zu schwingen | Zum Lichtfürsten aus dem Morgenlande, | Der durch die Farbenspielenden Chrystalle | So liebreich seine Töchterlein begrüßt. [...]".

Laut Widmung ist das Gedicht ein Gruß an Hagbergs Wiener Freunde in Neuners Café (Silbernes Kaffeehaus), Ecke Spiegelgasse und Plankengasse, zu denen Nikolaus Lenau, Ludwig August Frankl von Hochwart, Alexander Baumann, Franz Grillparzer und Eduard von Bauernfeld zählten.

C. A. Hagberg, seit 1833 Dozent für griechische Sprache an der Universität Uppsala, hatte 1835/36 eine ausgedehnte Reise durch Deutschland, Österreich und Frankreich unternommen. 1840 erhielt er nach einem aufsehenerregenden Streit eine Professur für moderne Sprachen und Ästhetik an der Universität Lund. Als sein Hauptwerk gilt die Übersetzung von Shakespeares Dramen (1847-51), die großen Einfluss auf die schwedische Literatur nahm. 1851 wurde Hagberg als einer der Achtzehn in die Schwedische Akademie der Wissenschaften gewählt.

Mit mehreren kleinen Randeinrissen. Wohlerhalten. Der lithogr. Zierrahmen mit inhaltlichen Bezügen auf das Gedicht zeigt eine gotische Blumenlaube mit einem Minnesänger und einer weiblichen Personifikation oder Muse sowie eine Vedute Wiens mit Sonnenaufgang hinter dem Stephansdom.

References

Publiziert am 7. November 1835 in der 89. Ausgabe der "Österreichischen Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde" von Johann Paul Kaltenbaeck (S. 356).