Jean Paul (d. i. J. P. Friedrich Richter), Schriftsteller (1763-1825). Eigenh. Brief mit U.

Bayreuth, 26. III. 1819.

3 SS. auf Doppelblatt. Kl.-8vo.

 6,500.00

An seinen Freund, den Philologen und Übersetzer J. H. Voss, der nach einem geplanten Besuch bei seinem Bruder Abraham, damals als Gymnasiallehrer in Rudolstadt tätig, eine gemeinsame Reise zu Jean Paul nach Bayreuth geplant hatte: "Dein Fruchtblatt, guter Heinrich, bekam ich gerade an meinem Geburtmorgen. Nur zog eine große finstere Wolke über den ganzen Tag, in welche Jacobis Leiche eingewickelt war, weil mir die Meinigen aus falscher Schonung dessen Tod durch Unterschlagen einiger Zeitungen zu verhehlen gewußt. Nur deinem Wunsche gemäß schreib' ich dir; denn sonst bei dieser Nähe mündlicher Worte wären schriftliche ein Telegraph in der Stube. Leider muß ich es mir meiner Verhältnisse wegen gefallen lassen, daß du nicht bei mir wohnst, da du deinen lieben Abraham mitbringst, was mich wieder auf die andere Art entschädigt. Steige ja in der Sonne ab, dem besten Gasthause, worin ich immer in meiner jüngern Zeit so wie Siebenkaes logierte. Den Tag deiner Ankunft schreibe mir so bestimmt wie möglich. Außer Gegend u. außer den Meinigen hab' ich Euch wenig anzubieten. Über Heidelberg u. meine Lebensbeschreibung hast Du mich misverstanden; nur aufgeschoben hab' ich das Genießen beider, nicht aufgegeben. Und nun reise so glücklich als du in Rudolstadt sein wirst! / Jean Paul".

Friedrich Heinrich Jacobi, der Philosoph und Freund Goethes, war am 10. März gestorben. Mit "Siebenkäs" ist die Hauptfigur seines 1796/97 erschienenen Romans über das Eheleben des Armenadvokaten Siebenkäs gemeint. Abraham Voss gab 1833 den Briefwechsel zwischen seinem Bruder und Jean Paul heraus.

Mit kleinem Falzrest auf Bl. 2 verso.

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