Wolzogen, Ernst Frh. von, Schriftsteller (1855-1934). 9 eigenh. Briefe mit U.

Schwerin, Straßburg, Charlottenburg, Weimar u. a. O., 1874-1884.

Zusammen 32½ SS. 8vo.

 500.00

Schöne und ausführliche Briefe an seine Schwester Gisela: “Du hast allerdings allen grund über mein langes schweigen zu klagen; wenn du aber den ganzen Sommer über in meiner haut gesteckt hättest, würdest du auch zum Schreiben wenig lust ferspürt [!] haben. Denn di[e] große geistige ermüdung hat allemal auch geistige erschlaffung zur folge. Ueberdi[e]s habe ich meine freien stunden so weit es ging angewan[d]t, um wenig etwas für mein studium zu tun [...]” (Br. v. 29. VIII. 1878).

“Eben kommt beiliegendes ‘rundschreiben’ von Otto mit beilagen, welche ich dich bitte sofort wieder nach Mannheim zu spediren. Auf eine prüfung der ‘Neuwürderung’ (blödwitziges wort!) brauchst du dich nicht einzulassen, denn die richtigkeit derselben ist weder zu bezweifeln noch zu controlliren. Es kommt nur darauf an, Otto sofort zu melden, ob du damit einverstanden bist, daß wir die darin angegebenen werte voll versichern wollen, oder nicht. Ich bin für volle versicherung, besonders der Wirtschaftsgebäude wegen, welche wir ja im fall eines brandes wieder aufbauen müssen [...]” (Br. v. 19. X.1883).

Mit Friedrich Schiller weitläufig verwandt, wuchs Ernst von Wolzogen in einem künstlerischen Elternhaus auf, studierte in Straßburg und Leipzig und war Vorleser der Großherzogs von Sachsen-Weimar. In München gründete Wolzogen die Freie literarische Gesellschaft, inszenierte Dramen von Gerhart Hauptmann und Henrik Ibsen und war Mitarbeiter mehrerer Wochen- und Zeitschriften. In Berlin 1901 die erste deutsche und nach dem Pariser ‘Chat Noir’ (1881) weltweit zweite Kleinkunstbühne ‘Das Überbrettl’ gründend, war Wolzogen wie dem Unternehmen jedoch wegen der preußischen Zensur und mangelnden Profitinteresses der Mitträger kein Erfolg beschieden; die von ihm 1905 gegründete und geleitete erste Berliner Komische Oper (‘Wolzogen-Oper’) in der Dresdener Straße (später Thalia-Theater) endete gar mit einem künstlerischen und finanziellen Fiasko. Fortan als freier Schriftsteller lebend, hatte er 1920 noch die Leitung des von Max Reinhardt gegründeten Kabaretts ‘Schall und Rauch’ inne. Vgl. Kosch IV, 3458.

Der Brief v. 7. X. 1874 als Nachschrift zu einem Br. seines Vaters, des Schriftstellers und Theaterleiters Alfred v. W. (1823-1883); der Br. v. 3.III. 1883 mit einer ganzseitigen eh. Nachschrift seiner Gattin Marinka.

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