[Theater]. "Was wollen die Herren mit ihrem Gebell?" Lithographiertes Plakat mit handschriftlichem Zusatz.

[O. O., vor 1824].

242 x 390 mm. Illustration 195 x 127 mm.

 150.00

Satire auf einen Konflikt zwischen dem Schauspieler und Autor Carl von Zahlhas, genannt Neubruck (1795-1872), und einem nicht identifizierten Theaterrezensenten. Die einfache Illustration mit dem Titel "Was wollen die Herren mit ihrem Gebell?" zeigt Zahlhas, der mit zwei Pistolen und zwei Säbeln in das Arbeitszimmer des Rezensenten stürmt, um ihn zum Duell aufzufordern. Der erschrockene Rezensent ist von seinem Schreibtisch aufgesprungen und hält schützend einen Gänselkiel und ein beschriebenes Blatt Papier vor seinen Körper. Beim Titel handelt es sich um ein Zitat aus Joseph Marius von Babos (1756-1822) Tragödie "Otto von Wittelsbach" (1793).

Der gereimte Dialog von "Bluthund" und "Dintenhund" schließt an die Illustration an: "Bluthund.

Wenn Sie sagen, der Aufsatz wäre von mir, | So sind Sie Schurke für und für! | Doch weil Sie nicht den Degen getragen | So will ich Ihnen den Zweikampf vorschlagen, | Pistolen, oder Degen, mir einerlei, | die Wahl der Waffen steht Ihnen frei.

Dintenhund.

Man hat mich getäuscht, ich gesteh es ein, | Ein Wort wird ja kein Pfeil nicht seyn, | Ich habe freilich den Degen getragen, | Doch war ich niemals ein Freund von schlagen. | Mit dem Maul! -- Ja da bin ich schon geschwind, | Mit dem Degen? -- Nein! Ich habe Weib und Kind.

Bluthund.

Herr! hätten Sie das vorher bedacht, | Eh' Sie das Maul haben aufgemacht! | Ich lasse nicht ab, ich bin rabiatt [!], | Und habe Ihr dummes Geschreibsel längst satt, | Wir müssen uns hauen oder schiessen, | Ich lasse nicht ab, es muß Blut fließen! - Dintenhund.

Es fließe nur Dinte, mein bester Freund! | Ich widerrufe den Aufsatz noch heut. | Ich will Sie auch loben so gut ich kann, | Mit kommts auf ein Maul voll Worte nicht an. | Und wenn es nur ein Duell nicht gibt, | So schimpf' ich, auf wen es Ihnen beliebt.

Bluthund.

Für diesmal mag es genug denn seyn, | Ich stecke Pistolen und Degen ein. | Sie stecken auch ein, was ich Sie genannt, | Und machen Ihren Widerruf bald bekannt. | Man kennt Sie schon, denn jeder sagt frei, | Ihre Theaterkritik ist -- Heuchelei.

- Dintenhund.

Die ganze Welt ist voll Heuchelei, | Davon ist auch eine Kritik nicht frei. | Ihre Gründe haben mich völlig besiegt, | Ich weiß jetzt wo der Haas im Pfeffer liegt. | Nun leben Sie wohl mein bester Freund | Auf Ehre, es war nicht bös gemeint." - Ganz nach dem Motto "Hunde, die bellen, beißen nicht" werden beide Protagonisten verspottet. Obwohl der gekränkte Zahlhas die Rezensionen seines Widersachers als Heuchelei herabwürdigt, lässt er sich vom Versprechen guter Kritiken in seinem Zorn besänftigen. Angesichts der Duellaufforderung zögert der Theaterrezensent nicht, die ursprüngliche Kritik zu widerrufen und seinem schlechten Ruf gerecht zu werden, schließlich sei die ganze Welt voll Heuchelei. Die handschriftliche Identifikation der Protagonisten am unteren Plakatrand weist zwar auf einen konkreten Konflikt hin, jedoch kann die Satire auch als Allegorie auf das zwiespältige Verhältnis zwischen Schauspielern und Rezensenten im Allgemeinen gelesen werden: Solange alle Beteiligten die ihnen zugewiesenen Rollen spielen, bleibt ihr Konflikt bloßer Theaterdonner.

Carl von Zahlhas, ein Bühnenpartner Ferdinand Raimunds, wirkte überaus erfolgreich als Schauspieler in komischen Rollen an Bühnen in Wien, Kaschau und Linz; von 1818 bis 1824 war er am Theater an der Wien engagiert. Bei einem Gastspiel in Pest 1824 erkrankte er und musste aufgrund einer halbseitigen Lähmung die Schauspielerei aufgeben.

Mit großem Ausriss am oberen Rand und mehreren Seiteneinrissen (kaum Bild- und kein Textverlust). Knittrig.