Maria Josepha, Erzherzogin (1867-1944). Eigenh. Brief mit U. ("Mama").

Wien, 15. XI. 1911.

7½ SS. auf 2 Doppelbll. 8vo.

 1,500.00

An ihren Sohn Karl, den späteren Kaiser von Österreich, und dessen Frau Zita, die als neuvermähltes Paar in Italien weilen, u. a. über einen nicht näher erläuterten Unfall in Zitas Familie: "Soeben komme ich aus der Favoritenstraße zurück, wo ich mich nach dem Befinden aller Patienten erkundigt. Gott sei dank geht es allen recht gut, nur habe ich leider niemanden gesehen, weil jeder Besuch streng verboten ist. Welches Glück, daß alles noch so gut abgegangen ist, es hätte schrecklich ausfallen können. Ich denke so viel an dich liebe Zitta [!], wie dankbar mußt du dem lieben Gott sein, daß er deine Mama und Cicca [d. i. Prinzessin Franzsiska von Parma, eine Schwester Zitas] so beschützt hat. In Brandeis habe ich viel herumgeräumt. Schön ist es nicht und kann es nie werden, weil die Wände zu entsetzlich grelle Farbe haben. Ich habe mein Möglichstes gethan um Euere Zimmer halbwegs gemüthlich zu gestalten. Ich habe Eure beiden Schreibtische in das große rote Zimmer gegeben, denkend, daß Euch das nicht unangenehm ist [...] Das Speiszimmer hat Deine Prager Einrichtung und der Salon daneben hat lichtgrüne Möbel mit Kirschholz. Mit Eurem Par à vents und Bildern und grünen Pflanzen habe ich geschaut ihn zu einem menschenwürdigen Aufenthalt herzurichten [...] Ich könnte Euch um Triest und Brioni beneiden. Wie schön muß es unten sein, nachdem es hier schon so angenehm ist. Maxi [d. i. Maximilian Eugen, Karls jüngerer Bruder] war einige Tage zu Bett mit Gliederschmerzen, es ist vom Wachsen gekommen und geht es ihm schon wieder gut. Er ist so groß geworden, daß er bald einen Frack tragen kann. Jetzt träumt er nur mehr von diesem Kleidungsstück. Dem Kaiser geht es schon wieder viel besser, er geht schon wieder bei offenem Fenster spazieren. Bei seinem Alter ist man immer ängstlich [...] Ich will abends ins Burgtheater in ein Stück von Tolstoi, es dürfte eher unerquicklich sein, aber doch interessant [...]".

Auf Briefpapier mit gepr. Monogramm.

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