Heindl, Anton, writer and educator (b. 1859). 2 autograph letters signed.

Constantinople, 25 Nov. & 8 Dec. 1890.

8vo. Together (3+3½ =) 6½ pp. on 2 bifolia.

 450.00

To an unidentified recipient, providing colourful accounts of his sojourn in Istanbul, where Heindl spent two years as private tutor to the children of the Austro-Hungarian ambassador, Baron Calix: "Der Eindruck, den C. bei der Ankunft auf mich machte, ist eigentlich ein ganz unbeschreiblicher [...] Hier kannte mich Niemand [...] und ich kannte Niemanden. Da stürzte bei der Ankunft ein [...] Türke mit Säbel u. Pistolen im Gürtel auf den von Wien mitgehenden Wagen und schrie mit mächtiger Stimme: monsieur Heindl, worauf ich mich ihm durch ein bejahendes Zeichen zu erkennen gab. Conversation war kaum möglich, da er nur Türkisch spricht, er rief also einen Lastträger herbei der meine Bagage eilenden Schrittes davontrug so dass mir darum schon Bange wurde, und wies mich durch Zeichen auf den Karren, wo ein ganz netter Jüngling [...] mich erwartete [...] Dann giengs holter polter [...] in die Botschaft [...] Ich habe 2 Zimmer mit der Aussicht auf den Bosporus nach Kleinasien u. die Prinzeninseln, wovon ich mir vor 3 Wochen nichts hätte träumen lassen [...] Gestern Sonntag habe ich es [...] gewagt, abends in die grande rue de Pera, die vornehmste Straße in C. zu gehen, welche aber von der Wiener Ringstraße ziemlich verschieden ist [...]" (25 Nov. 1890).

"Ihr freundliches Schreiben [...] hat mir Freude gemacht und ich beeile mich, Ihnen die erwünschten Daten [...] bezüglich der Vorbereitung Tonis mitzutheilen. Der Oberstlieutnant Regierungsrath Volkmer [i. e. Ottomar von Volkmer], Vice Director der Staatsdruckerei hat sich bei der mit ihm gehaltenen Unterredung bereit erklärt, diese Vorbereitung zu übernehmen u. z. soll Toni nach Ostern eintreten. Selbstredend ist, dass er dann seine ganze Zeit mit dem gehörigen Ernst und Nachdruck nur dem Studium widmen muß [...] Herr Dr. Seewald möge ja nicht glauben, dass es sich viel 'ausschweift', ich habe im Gegenteil eine Stadt, wo halbweg verwöhnte Ansprüche an unsolide Weiblichkeit so wenig Befriedigung finden wie hier, nicht bald gesehen [...] Bordells sind angefüllt mit polnischen Jüdinnen, halbweg besseres kostet immenses Geld [...] Vorigen Sonntag war ich in der Aja Sophia; der Eindruck, den das colossale Bauwerk trotz aller Verstümmelung [...] machte, war ein großartiger. Ungemein störend wirken die rechteckig gemusterten Teppiche, die den ganzen Boden [...] bedecken [...] Wir haben jetzt Winter, d. h. Regen und Nordwind, und ich speciell einen gut ausgewachsenen Schnupfen, infolge dessen wahrscheinlich dieser Brief von einem stilistischen Meisterwerk ziemlich weit entfernt ist [...]" (8 Dec. 1890).

On stationery with mounted views of the Yedikule and the Obelisk of Theodosius. From the manuscript collection of J. K. Riess and stamped accordingly.