Henke, Ernst, Theologe (1804-1872). Eigenh. Brief mit U.

Wolfenbüttel, 10. IX. 1839.

3 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 450.00

An einen Professor in Marburg, im Vorfeld von Henkes Berufung ebendorthin. Henkes ersehnte Rückkehr in die akademische Theologie wurde durch die Nachricht getrübt, dass seine Berufung an die Universität Marburg durch das kurfürstlich hessische Ministerium des Inneren nicht dem Vorschlag der Fakultät entsprach. Henke bittet den befreundeten Adressaten daher um eine Einschätzung, ob er bei Annahme des Rufes dennoch auf kollegiale Aufnahme hoffen dürfe oder in "unerfreuliche Verhältnisse" hineingeraten werde: "Werde ich denn nun (das möchte ich fragen), wenn ich komme, ohne daß ich von der Universität vorgeschlagen bin, und dann der Vorgeschlagene ihr nicht gegeben wird, der Universität und besonders der Facultät nicht gleich von vornherein zuwider und odiös sein? Werde ich da nicht in kaum vermeidliche Spannungen u. dgl., kurz in unerfreuliche Verhältniße mit denen, welche mir um des Zweckes der ganzen Wirksamkeit die nächsten sein sollten, hineingerathen? Entschuldigen Sie nur, daß ich Sie selbst frage, während Sie doch hier selbst Partei sind. Oder, wenn das auch sonst im Allgemeinen so hätte kommen können, glauben Sie, da doch zu solchen Missverhältnissen und zu deren fortgesetzter Cultivierung zwei gehören, und da Sie mir vielleicht zutrauen, daß ich nicht das Talent habe würde, sie meinerseits zu conservieren, wie ich denn auch in Jena bei allerlei Veranlaßung dazu niemals mit jemand hineingerathen bin - glauben Sie, daß man mich im Besondern, trotzdem man anfangs eigentlich einen anderen gewollt hat, dulden und zuträglich finden und nicht feindlich ansehen würde, besonders wenn man auch allmählig die Gabe der äußersten Nachgiebigkeit an mir bemerkte? [...]".

Der jüngste Sohn des bedeutenden Theologen Heinrich Henke studierte in Göttingen und Jena Theologie. Ab 1828 unterrichtete Ernst Henke am Collegium Carolinum in Braunschweig; 1833 folgte eine Anstellung als ao. Professor in Jena. 1836 kehrte er als Konsistorialrat und Rektor des Predigerseminars in seine Heimat Wolfenbüttel zurück. Bereits 1839 erfolgte der Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Marburg mit den im Brief beschriebenen Komplikationen. In einem Brief vom 17. Sept. 1839, dem offenbar eine ermunternde Antwort des befreundeten Professors vorangegangen ist, zögert er zwar noch, den Empfänger als "Kollegen" anzusprechen "aus dem Aberglauben, dadurch zu hintertreiben", legt aber bereits Pläne für seine Professur dar.

Mit Sammlernotiz in Tinte und minimalen Spuren alter Montage.

Stock Code: BN#51427 Tags: ,