Heger, Franz, Ethnologe (1853-1931). 25 eigenh. Briefe mit U.

Wien, Marseille, Jakarta u. a., 1895-1904.

Zusammen 49½ SS. auf 47 Bll. Verschiedene Formate.

 3,500.00

Überwiegend an einen nicht ermittelten Freund namens Loebell. Im frühesten Brief erweist sich Heger als unermüdlicher Mehrer der ethnographischen Sammlung des naturhistorischen Hofmuseums. Er berichtet einem Dr. Johann Frank von einer Sammlung präkolumbianischer Artefakte aus Mittelamerika, die in Paris verkauft werden sollte, mit der Bitte den Mäzen Georg Edler von Haas darauf hinzuweisen: "Die altamerikanischen Sammlungen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums haben seit Jahren keinen grösseren Zuwachs zu verzeichnen gehabt. Ihre Vermehrung blieb von Anfang an weit hinter jener der anderen Sammlungsgruppen zurück, so dass sie heute zu den schwächsten Partien der ethnographischen Sammlung zählen und sich lange nicht mehr auf der Höhe der anderen Theile befinden. Speciell aus den in Rede stehenden centralamerikanischen Gebieten hat die Sammlung des Hofmuseums so gut wie nichts aufzuweisen. [...] Ich stelle daher an Euer Hochwohlgeboren das Ersuchen, Herrn Georg Haas auf diese bedeutende Sammlung aufmerksam zu machen und ihm mitzutheilen, dass auf die Acquisition derselben ein besonderer Werth gelegt wird, [...]" (Wien, 7. X. 1895).

Von besonderem Interesse sind vier Briefe von Exkursionen Hegers nach Vietnam und Kambodscha (1902/03) und zu den Sundainseln im Malaiischen Archipel (1904). Die erste der beiden Reisen endete aus Geldmangel früher als erhofft; auf dem Schiff am Weg nach Saigon bittet Heger seinen Freund um eine Zahlungsanweisung: "Ich habe bereits die Rückreise von Hanoi nach dem Süden angetreten. In Saigon gedenke ich mich einige Wochen aufzuhalten um den Versuch zu machen, die berühmten alten Ruinen von Angkor in Siam zu erreichen, dann bin ich mit meinem Latein am Ende und muss trachten, auf dem kürz. Wege nach Hause zurückzukehren und alle die schönen Dinge, die sich unterwegs noch bieten, links liegen zu lassen, wenn du mir nicht als deus ex machina nochmals hilfreich beispringst [...]" (Linienschiff "La Gironde", 5. I. 1903).

Die Expedition zu den Sundainseln wollte Heger mit seinem 20jährigen Sohn Ferdinand unternehmen, bei dem auf der Hinfahrt allerdings Tuberkulose diagnostiziert wurde: "Ich habe entbehrungsreiche Zeiten durchgemacht und bekam anfangs sogar Malaria, die ich nun zum größten Teil überwunden habe. Die Reisen welche ich ausführen mußte, waren sehr schwierig und anstrengend. Tagelang zu Pferd in Tropensonne und Tropenregen, auf schauderhaften Gebirgswegen und bei mangelhafter Verpflegung [...]. Ich habe auf diese Reise meinen 20jährigen Sohn Ferdinand (er ist Chemiker an der technischen Hochschule) zu meiner Hilfe mitgenommen. Schon auf der Herfahrt auf dem Kriegsschiffe zeigte eine ärztliche Untersuchung, daß er tuberculos sei. Ich ließ ihn daher hier auf Java in guter Pflege und das Übel, welches sich erst in den Anfangsstadien befand, hat sich so weit gebessert, daß die Ärzte bei entsprechender Behandlung eine vollkommene Heilung in Aussicht stellen. Sie verlangen aber nach der Rückkehr nach Europa vollkommene Schonung über den Winter, womöglich in einem Sanatorium [...]" (Jakarta, 3. VII. 1904).

Als langjähriger Leiter der anthropologisch-ethnographischen Abteilung des naturhistorischen Hofmuseums legte Franz Heger mit seiner Sammlungstätigkeit den Grundstein für die 1928 erfolgte Schaffung des Museums für Völkerkunde (heute Weltmuseum). Die vorliegende Sammlung zeugt von Hegers unermüdlichem Einsatz für die Erweiterung der Sammlung und der damit verbundenen Reisetätigkeit.

Insgesamt in hervorragendem Zustand; jeweils mit Rundstempel der Handschriftensammlung J. K. Riess.

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