[Traumdeutung]. Daß große und Neue Traum Buch oder daß wahre Mittel für Spiellustige aus der Lotterie zu gewinnen.

O. O., 1791.

Deutsche Handschrift in brauner und rosa Tinte auf Papier. (211) SS. auf 116 Bll. Halblederband der Zeit. 8vo.

 750.00

Seltenes und schönes Zeugnis populärer Astrologie und Zahlenmagie im Zeitalter der Aufklärung. Auf einen kurzen "Vorbericht" zur Einführung in die Thematik und ein Anwendungsbeispiel ("Es träumt einem von Äpfeln, so wird in dem Alphabet unter Lit. A. gesucht [...]") folgt eine alphabetische Liste, die hunderten Begriffen von Aal bis Zwinger jeweils Lottozahlen von 1 bis 90 zuordnet. Eine anschließende Liste mit einem Auszug von 90 zuvor genannten Begriffen und der Wunsch "Viell-Glück" schließen diesen Teil des Werkes ab.

Es folgen kurze Abschnitte mit einem Planetenkalender, einer Erklärung der Tierkreiszeichen, einer "Regula Astrologa", einer Liste mit kabbalistischen Zahlen für die 12 Monate, sowie einer Anleitung für das "geheime Italiänische Würfelspiel" mit dazugehöriger Punktetabelle. Das Manuskript wird als Übersetzung des Werks eines Astrologen aus San Marino ausgewiesen: "Von einen wohl erfahrnen italiänischen Stern Deuter in St. Marino verfasset und aus dem Italiänischen in daß Deutsche übersetzet 1791". Tatsächlich steht das Manuskript in der Tradition des neapolitanischen Traumdeutungsbuchs "La Smorfia", abgeleitet von Morpheus, dem Gott der Träume und Interpretation, das bis heute von italienischen Lottospielern benutzt wird. Das Traumdeutungssystem zu den italienischen Lottozahlen 1-90 dürfte auf das frühe 18. Jahrhundert zurückgehen, die zugrundeliegende Zahlenmystik und Traumdivination sind freilich viel älter. In Österreich wurde die erste staatliche Lotterie 1751 unter dem Namen "Lotto di Genova" durch Maria Theresia eingeführt.

Als typische Gebrauchsliteratur sind erhaltene Exemplare von "La Smorfia" äußerst selten. Auch dem vorliegenden Manuskript ist seine langjährige Benutzung anzusehen. Beide Innendeckel sind in Blei und Tinte mit Ziffern vollgeschrieben, eine Notiz stammt aus dem Jahr 1875.

Einband stärker berieben, obere rechte Ecke fehlt, Rücken eingerissen. Innen ein durchgehender leichter Wasserfleck, fleckig und gebräunt. Stellenweise etwas verblichen. Zahlreiche Seiten an der rechten obere Ecke geknickt.