Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968). 2 eigenh. Briefe mit U.

[Tel Aviv], 1944.

Zusammen 8 SS. auf 4 Bll. 8vo. Davon zwei je 1½ SS. umfassende Gedichte.

 1,800.00

"Inmitten tausend Zeichen des Vergangnen streifend | Begreif ich endlich die Gebrechlichkeit der Welt. | Zwar wußt ich stets, daß nichts mir bleiben kann | Doch niemals, daß der Abschied gar so bitter fällt | Und eine Orgel Grams in sich begreifend, | Die röhrend der Register Schreckensglanz entfaltet, | Indes der Regentag in trägen Bächen schallet, | Die längs des Pflasters ziehn in grauen Wellen. | Europa riecht und Prag sieht aus den Schwaden | Blicklos, die kühl den Straßenraum mit Nebel laden [...] So viel über meine Stimmung", schreibt Brod am 22. November an seinen Freund Felix Weltsch. Zu seinem Befinden trägt auch ein Konflikt mit seiner späteren Lebensgefährtin Ester Hoffe bei, über den beide "bis zur Beendigung meines Buches" nicht reden wollen. Brod scheine es "einfach unmöglich und unmoralisch, daß sie Mann und Kinder verläßt". Er sehe jetzt, daß er "einen großen Fehler in der Sache gemacht habe". Der Konflikt hätte sich, wenn er "klug gelogen hätte, erst später ergeben".

Im zweiten Brief vom 30. Dezember bittet er Weltsch aufgrund ebendieser Auseinandersetzung mit Ester um eine "doppelte Buchführung": Felix solle "in zwei Hälften" schreiben, die eine nur für Brod bestimmt, "die andere so, daß auch E. H. sie lesen kann [...] Was bin ich also für ein Monstrum, daß ich mich nicht zur Wahrheit nach allen Seiten durchringen kann, obwohl ich nichts mehr wünsche als dies?". Er beschließt den Brief mit dem Gedicht "Hotel in Haifa" -"heute beendet".

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