Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955). Eigenh. Brief mit U.

Pacific Palisades, 8. II. 1946.

1½ S. 4to.

 8,500.00

Inhaltsreicher Brief an den bekannten Regisseur und Theaterkritiker Gustav Hartung zum eventuell ersten Besuch Thomas Manns nach dem Kriege in Deutschland: "Die Kollegen, glauben Sie mir, waren anno 33 allesamt froh, mich los zu sein, und ich kann ihren Schmerz darüber, dass ich nun nicht wiederkommen will, keineswegs ernst nehmen. Aber das ist ja auch das allerwenigste. Der Zustand des Landes selbst macht einem Sorge. Die Hungersnot mag nicht so dramatische Formen haben, wie man erwartete, aber die allgemeine Unterernährtheit, Magerkeit, Schwäche, Apathie, Arbeitsunlust, Hoffnungslosigkeit, sind erschreckend nach allem, was ich höre. Arme Menschen! Und doch, und doch. Beschränkt sich der ärgste Jammer auf ein Jahr, zwei, drei Jahre - muss man nicht sagen, dass es immer noch eine maßvolle Sühne wäre für die ausschweifende Verschuldung? [...] Jeder, der mir wohl will, warnt mich, eine solche Reise doch ja nicht zu übereilen. Europa sei ein Graus, und in Deutschland würde ich zwischen sämtlichen Stühlen sitzen und zur Strapaze den Aerger haben [...]".

Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf der "Library of Congress | The Consultant in Germanic Literature". Verso gering fleckig, sonst tadellos erhalten.

References

Die Briefe Thomas Manns. Regesten und Register. Hrsg. v. Hans Bürgin und Hans-Otto Mayer. Bearb. und hrsg. unter Mitarbeit von Yvonne Schmidlin (Frankfurt a. M., S. Fischer, 1976ff.), 46/83.

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