"Maria Verkündigung kommen die Schwalben wiederum": Das "Zeichnungsheft" der Hildegard von Bayern

Hildegard von Bayern, bayerische Prinzessin (1881-1948). "Zeichnungsheft" mit 47 eigenh. Bleistiftzeichnungen, einer Bleistiftzeichnung mit Ölkreide und einem Aquarell über Bleistift, teils signiert und datiert.

O. O., 1895-1910.

34 Blatt. In Halbleinen der Zeit. Zusammen mit einem Profil Hildegards in Kohle auf Papier, signiert und datiert von Reinhold Bicher (1923, ca. 285:390 mm.), und einem Porträt der Prinzessin in Blei auf Papier, monogrammiert ("B.S.") und datiert (August 1926, ca. 325:412 mm).

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Das spannende Heft dokumentiert die künstlerische Entwicklung der begabten Prinzessin über einen längeren Zeitraum. Sie begann es 13-jährig für ihren "Zeichnungsunterricht b. Prof. Julius Zimmermann", wie das erste Blatt überschrieben ist. Die früheste auf den Tag datierte Zeichnung eines Gehöfts fertigte sie am 24. II. 1895 an. Auf das folgende Blatt mit ähnlichen Motiven folgen zwei Blätter mit Gesichtsstudien nach Vorlagen ("April 1895"). Die Ansicht einer romanischen Kirche ist stolz beschriftet: "Ganz allein gezeichnet 23. Februar 1896". Darauf folgen Skizzen zur Illustration der Geschichte "Schloss und Mühle". Die undatierte Zeichnung einer Mühle und die im Heft darauffolgende Landschaft mit Bergsee von 1897 zeigen eine deutliche Entwicklung der jungen Künstlerin. Es folgen kleinere Skizzen, darunter ein schöner Baum mit angedeuter Gebirgslandschaft. Am 16. I. 1898 verewigte Hildegard den Obelisken, der 1884 vom Österreichischen Alpenklub zu Ehren des Ortler-Erstbesteigers Josef Pichler am "Weißen Knott" errichtet worden war. Die folgenden drei - allerdings undatierten - Blätter sind im Zeichenunterricht beim österreichischen Maler Otto Seraphim Peters (1858-1908) entstanden. Einem Stillleben mit Schale und Tasse folgt eine Tulpe mit Ölkreide sowie das einzige Aquarell im Heft, das das im 2. Weltkrieg zerstörte Nürnberger Traditionslokal "Bratwurstglöcklein" zeigt. In der zweiten Hälfte des Zeichnungshefts zeigt sich Hildegard als ambitionierte Amateurin mit zahlreichen äußerst plastischen Vorbereitungsskizzen, insbesondere Tierskizzen, teilweise datiert um Februar 1910. Besonders gelungen sind Skizzen eines Esels und eines Hundes auf den letzten Blättern. Die finale ausgearbeitete Zeichnung eines Esels ist auf den 25. VI. 1910 datiert.

Die beigefügten Porträts der Hildegard von Bayern zeigen, dass sich die kunstaffine Prinzessin auch in späteren Jahren mit Künstlern umgab. Das Porträt von 1926 ist auf Schloss Wildenwart entstanden, wo Hildegard bis zu ihrem Tode lebte.

Wohlerhalten. Wenige Blätter lose. Das Porträt von Reinhold Bicher stärker braunfleckig. Aus Wittelsbacher Besitz.

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