[Album amicorum]. Stammbuch des Johann Gotthelf Herrmann (1740-1811).

Leipzig, Dresden, Dippoldiswalde, Wolkenstein, Hainichen, Cämmerswalde, Clausnitz u. a. O., 1758-1802; 2 jüngere Einträge 1917 und 1939.

Qu.-8vo. 163 Einträge auf zus. 248 SS. (davon 2 nicht paginiert, 71 weiß). Mit reicher Titelillustration, 7 ganzseitigen, 3 halbseitigen und zwei kleinen Aquarellen, 5 montierten und kolorierten Druckgraphiken (davon eine Collage) sowie drei Musikzitaten. Lederband der Zeit mit reicher goldgepr. Rückenverzierung, goldgepr. floralen Deckelbordüren, zentralem Deckelfleuron und Stehkantenvergoldung, dreiseitigem Goldschnitt und marmorierten Vorsätzen.

 8,500.00

Album mit außergewöhnlich schönen Pinselzeichnungen und kalligraphischen Gestaltungen, die einige der in französischer, deutscher und lateinischer Sprache verfassten Einträge schmücken. Der Stammbuchhalter J. G. Herrmann legte dieses Büchlein gegen Ende seines Besuchs der Kreuzschule in Dresden an und führte es während des Studiums in Leipzig sowie in den ersten Jahren seiner Berufstätigkeit fort. Drei Einträge entstanden erst nach 1800.

Sicherlich am bedeutendsten ist der Eintrag des Dresdner Hofjuweliers Johann Christian Neuber (1736-1808), der sich - sehr selten - mit einer feinen Zeichnung verewigte. Hervorzuheben sind auch Einträge von bekannt gewordenen Söhnen des langjährigen Bürgermeisters von Dresden, Christian Weinlig, namentlich der spätere Komponist und Kreuzkantor Christian Ehregott Weinlig (1743-1813), der Architekt und Oberbauamtszahlmeister Christian Traugott Weinlig (1739-99), der Pharmazeut Christian Gottlob Weinlig (1730-99) und der Geistliche Christian Gotthard Weinlig (1746-79). Weiters finden sich Beiträge von Johann Friedrich Moebius, dem "Peruquier" Gottlieb Dienemann, dem Komponisten Johann Christian Fischer, dem Physiker Christlieb Benedikt Funk[e] (1736-86), dem Organisten der Wenzelskirche in Naumburg Johann Friedrich Graebner (1714-94), dem Pfarrer Johann Gottlieb Holfert (1740-1818), dem Philosophen und Gymnasiallehrer Daniel Gotthold Joseph Hübler (1734-1805), dem Rektor sowie sächsischen Juristen und Beamten in Dippoldiswalde Johann Gotthold Lessing, dem Geh. Kabinettsregistrator Carl Friedrich Lucius (1708-83), dem Stadtmusikus aus Mühlhausen Johann Christoph Poltermann, dem Leiter des von seinem Vater gegründeten Augustusbads in Radeburg Johann Christoph Seydel aus der bekannten Gärtnerfamilie, dem Chirurgen der Artillerie C. G. Wege sowie von Mitgliedern der Familien Facilides, Herrmann, Lechla, Lichtwer, Limmer, Linkge, Nehmitz, Preußner, von Roth, Sinz, Wollesky, Wunderlich u. v. a. m. Die Illustrationen zeigen allegorische Stillleben, Stadtansichten, eine Gartenansicht, römische Gottheiten (Diana, Juno und Hermes sowie Amor und Psyche), eine Darstellung von Hermann dem Cherusker ("der tapfere Held u. Retter Deutschlands") und Landschaften mit einer Schäferin und einem Liebespaar, zudem das kleine Trompe-l'oeil-Aquarell einer geknickten Blattecke.

Der Stammbucheigner, der aus Cämmerswalde gebürtige Jurist J. G. Herrmann, war ab ca. 1777 als Universalerbe seines Großvaters, des Kommissionsrates Karl Gottfried Schubardt, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf dem sächsischen Rittergut Porschnitz und folglich auch Rechtskonsulent und Gerichtsdirektor in Dresden. Er war der Sohn des Pfarrers in Cämmerswalde, Christian Herrmann (1681-1755), und der Rahel Charitas Schubardt (1697-1777) sowie Bruder des Pfarrers Christian Gotthold Herrmann (1734-92). Herrmann heiratete 1778 in Dresden die Witwe des Oberamtsadvokaten und Sekretärs bei der Oberamtsregierung August Gottfried Fiedler (1736-75), Christiane Eleonore, geb. Richter.

Zwei Seiten mit Spuren alter Montage. Die hs. Paginierung beginnt auf der Versoseite des Vorsatzblatts. Mit Besitzvermerk "Hans Moritz Herrmann" (Riesa 1917) und dessen Erläuterung zum Erhalt dieses Freundschaftsalbums.

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