"Niemand wünscht mehr als ich das Wiedergeboren-werden eines Mozart"

Reger, Max, Komponist und Dirigent (1873-1916). Eigenh. Brief mit U.

Berg am Starnberger See, 24. VIII. 1904.

3½ SS. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert.

 5,500.00

An den befreundeten Violinvirtuosen Waldemar Meyer in Berlin über einige seiner Werke und seine Musikauffassung: "Für Ihren Brief besten Dank! Op 72 u. 74 ist 'nicht leicht zu behalten', gewiß, Sie haben Recht! Allein gestatten Sie mir: ich bin seit frühester Jugend Musiker, habe zu einer Zeit als ich noch nicht 10 Jahre alt war, den großen, großen Sebastian in seinen größten Orgelschöpfungen 'auf' der Orgel gespielt, u. kurzum, daß ich meine eigenen Wege gehe - das ist kein Fehler; ich bin nicht 'Umstürzler' aus Prinzip - es kann nicht leicht einen glühenderen Bewunderer der alten Meister als mich geben - u. gerade die großen alten Meister, u. die Erkenntnis, daß seit Brahms' Tode unsere Komponisten immer mehr im 'Sumpf' der symphonischen Dichtung untergehen u. sogar schöne Begabungen an diesem 'Irrlicht' zu Grunde gehen - gerade diese 2 Gründe haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin! Glauben Sie mir, niemand wünscht mehr als ich das Wiedergeboren-werden eines Mozart, der mit göttlich-leichter Hand aufräumt mit all dem Wust, den mißverstandener Wagner, Liszt u. R. Strauss gezeitigt haben! Mein op 77b ist nun fabelhaft einfach u. klar; ich hab' damit all denen, die mir immer vorwerfen ich könnte nicht einfach schreiben, eine kleine Lektion erteilt! Ich bin Ihnen aufs Herzlichste verbunden, wenn Sie Sich nun meiner neuen Sachen annehmen wollen! Ich habe sofort nach Leipzig geschrieben u. hoffe sehr, daß es möglich sein wird, dort einen Abend mit dem Essener Programm zu machen […]".

Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf.

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