Wolf, Hugo, Komponist (1860-1903). Eigenh. Brief mit U.

Oberdöbling (Wien), 12. I. 1891.

3 SS. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert.

 4,500.00

An den befreundeten Pianisten, Komponisten und Zahnarzt Heinrich Potpeschnigg über eine ausfallende Zusammenkunft und Ärger mit dem Notenkopisten: "Sie dürfen der Versicherung trauen, dass ich mit einiger Sehnsucht schon dem morgenden Tage entgegensah, der mir wieder das seltene Vergnügen bringen sollte im intimsten Kreise liebenswürdigster Menschen der bösen Welt außen zu vergessen, um im Raube einiger flüchtiger Stunden das Leben mit vollem Behagen zu geniessen, als Ihre erschreckende Hiobspost die schönsten Gespinnste [sic] meiner Phantasie mit einem zu nichte machte u. mich von meinem gemüthlichen Schaukelpferd der Zukunftsträume recht unsanft auf den harten Erdboden der Wirklichkeit warf. Welcher böse Geist musste wieder sein düsteres Panier aufpflanzen an einer Stätte wo, ging es mit Rechtem zu, stets nur der 'Freude Flagge' zu wehen hätte? Das Schicksal scheint mit Ihnen eine schlechte Tragödie spielen zu wollen, da es Leiden über Sie verhängt, die offenbar in keinem Verhältniss zur Schuld stehen können. Hoffentlich jedoch bleibt es Ihnen erspart die Suppe so heiss essen zu müssen, als sie Ihnen gekocht wird. Das wünsche ich von ganzem Herzen. Theilen Sie mir doch baldigst mit wie es mit dem Befinden Ihrer lieben Frau steht, deren Leidensstationen ich mit dem innigsten Antheil folge, und die, so Gott will, baldigst und für alle Zeiten überwunden sein mögen. Sobald Sie mir die Erlaubniss ertheilen werden persönlich in Ihrem Hause erscheinen zu dürfen will ich mich unverzüglich bei Ihnen einfinden. [...] N.B.: die Brandstätter'sche Angelegenheit dürfte in Bälde zur beidseitigen Zufriedenheit erledigt werden. Spanische und Keller'sche sind noch immer nicht erschienen, doch wurde mir von letzteren 5 Hefte zugeschickt, leider mit ziemlich vielen und sehr sehr bösartigen Fehlern behaftet […]".

Hugo Wolfs "Spanisches Liederbuch" nach Paul Heyse und Emanuel Geibel, eine Sammlung von 44 Liedern für Singstimme und Klavier, sollte noch im selben Jahr erscheinen. Obgleich von Wolf nicht als Zyklus gedacht, wurden die 10 geistlichen und 34 weltlichen Lieder doch als solche zusammengefaßt und aufgeteilt in männliche und weibliche Stimme; die maßstabsetzende Aufnahme ist jene der Deutschen Grammophon mit Elisabeth Schwarzkopf und Dietrich Fischer-Dieskau (Klavier Gerald Moore) a. d. J. 1966/67. Wolfs "Alte Weisen. Sechs Gedichte von Gottfried Keller für eine Frauenstimme und Klavier" sollten bald nach diesem Brief bei Heckel in Mannheim erscheinen.

Aus dem Besitz bzw. Nachlass von Dietrich Fischer-Dieskau.

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