"Wie niederschmetternd das Leben doch ist und wieviel Courage wir benötigen, um diejenigen, die ewig schlafen, nicht zu beneiden!" Cosima Wagner angesichts des Todes ihres Bruders Daniel Liszt

Wagner, Cosima, Tochter Franz Liszts und zweite Gattin von Richard Wagner (1837-1930). 3 eigenh. Briefe mit U. ("Co" und "Cosima") und eigenh. Notiz.

Paris und Berlin, 1859.

Zusammen 10 SS. 8vo und 12mo.

 4,500.00

Inhaltsreiche französischsprachige Briefe aus der Korrespondenz mit ihrer Halbschwester Claire de Charnacé (1830-1912) in Paris, zwei den frühen Tod des Bruders Daniel Liszt am 13. Dezember 1859 betreffend.

Der früheste Brief ist während eines Aufenthalts in Paris zwischen März und Mai 1859 mit ihrem ersten Ehemann Hans von Bülow entstanden. Cosima Wagner drückt ihre tief empfundene Liebe zu Marie aus, unterstreicht, dass sie nicht nach London zurückkehren wolle, und dankt der Schwester für ihre Diskretion gegenüber der Mutter in Bezug auf einen Kredit: "Ich Liebe Sie von ganzem Herzen und egal wie wechselhaft unsere Gefühle sind, Sie werden mich immer als die Gleiche finde, denn Ihre so minimalen Fehler werden von so vielen Qualitäten aufgewogen, dass mich nichts in der Welt von Ihnen trennen könnte [...] Sie hatten einen Takt, der nur Ihnen zu eigen ist, nicht vor meiner Mutter über den Kredit zu sprechen, den ich für den Kauf des Hauses aufnehmen musste. Sie hat mir empfohlen, niemanden die Details zu nennen und Sie haben genau das Nötige gesagt und kein Wort mehr. Was diese Affäre betrifft, denke ich, dass die Freunde auf unsere Kosten spekulieren wollen und wir das ablehnen [...]".

In einem berührenden Brief vom 14. oder 15. Dezember 1859 benachrichtigt Cosima Wagner ihre Schwester vom Tod des Bruders: "Er ist also gegangen, der arme, geliebte Daniel, wohin ist er gegangen? Ich weiß es nicht; ich weiß nur eines, nämlich dass ich ihn geliebt habe und dass sein Tod für ihn so süß war, wie er für mich hart, herzzerbrechend war und ist. Er ist am Dienstag, den 13. Dezember verstorben; er war 20 Jahre alt; Sie werden ihn nicht vergessen, meine Liebste, nicht wahr, sie werden ihn weiterhin Lieben, es muss eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Verstorbenen geben! [...] Wie niederschmetternd das Leben doch ist und wieviel Courage wir benötigen, um diejenigen, die ewig schlafen, nicht zu beneiden!".

Am 24. Dezember antwortet Wagner der Schwester in einem schönen Brief, der ihre profunde Introspektion angesichts des Todesfalls eindrucksvoll dokumentiert und die tragische Rolle der Mutter, die im Konflikt mit Franz Liszt das Sorgerecht um die Kinder verloren hatte, andeutet: "Sie haben tausendmal recht, meine Liebste [...] Ihr Wort ist stärkend und liebevoll! Ich bin jetzt im Zustand der Erschöpfung; es ist weder Niedergeschlagenheit noch Krankheit, es ist einfach Erschöpfung, und ich habe kaum die Kraft, mich an die letzten Tage zu erinnern. Ich lebe, das heißt, ich verbringe Stunde um Stunde, ich höre zu, ich lese und ich denke, so gut ich eben kann, aber zu sagen, dass ich wirklich bei dieser oder jener Sache bin, kann ich nicht. Ich weiß selbst nicht, wo ich bin; ich weiß nichts, weder vom Leben noch vom Tod, weder vom Leiden noch von der Freude, weder von meinem Mut noch von meiner Schwäche; ich warte auf diesen Moment der Wiederauferstehung der Kräfte und weiß nicht, wie sie vor sich gehen wird - Ich habe Mama letzten Freitag (8 Tage) geschrieben, seitdem habe ich von ihr einen Brief erhalten, der keine Antwort war; dieser Schlag wird sie erschüttern, sie hatte Daniel seit 9 Jahren nicht mehr gesehen, und sie haben kaum korrespondiert". Abschließend kündigt Wagner an, Hans von Bülow nicht nach Paris zu begleiten, und beschreibt ihren Mann als große Stütze in der dunklen Zeit, allerdings in einer Weise, die auf geringe Intimität der Eheleute schließen lässt: "Ich brauche Ruhe [...] Hans war von unbeschreiblicher Güte zu mir, er hat die harte Prüfung des Mitleids glorreich bestanden, und ohne Worte, fast ohne Tränen, ohne Streicheln und Trösten hat er mir bewiesen, dass er meine traurigen und stummen Gefühle teilt". Die beigefügte kurze Notiz betrifft einen Artikel, den Claire der Mutter zeigen sollte.

Der früheste Brief aus Paris war in kleine Stücke gerissen und wurde restauriert (kein Textverlust).

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