Die Leiden des ältlichen Schwagers

[Goethekreis]. - Vulpius, Christian August, Schriftsteller und Goethes Schwager (1762-1827). Eigenh. Brief mit U.

Weimar, 26. IX. 1824.

2 SS. 8vo.

 600.00

Sehr ausführlicher Brief an einen nicht genannten Adressaten über seine zunehmende Gebrechlichkeit: "Seit 7 Tagen bin ich den Fontibus Mattiacis entronnen, hier wieder angekommen. Ja, es ist ganz ein anderes Ding, wenn man zum Vergnügen in's Bad geht, als wenn Gebrechlichkeit u Krankheiten einen dahin senden! Deshalb bin ich überzeugt u lese es in Ihren Gedichten in der Abendzeitg. daß Sie sich sehr wohl gehalten u im Alexisbade froh befunden haben! [...] Jetzt aber sitze ich hier u bin noch wie zerschlagen. In fine soll die Wirkung der Kur sich zeigen, sagen die BadeAerzte. Ach! Hätte sie sich doch gleich gezeigt in fronte u wär nicht gesonnen sich erst in calce zu zeigen! Noch weiß ich gar nicht recht, wie mir zu Muthe ist! Sieben Wochen im Bade, genommen 43 der so heißen Bäder, welche 24 Stunden stehen müssen, ehe sie erkaltet zu gebrauchen sind; 24 mal gebraucht die Strahlendouche, 9mal der linke Arm galvanisirt, nun stellen Sie sich meine Situation vor, welche eine ganz miserable ist gegen die Ihrige, ascendo in thorum, wo Ihnen Freuden lachen, welche aus solchen Dantischen Höllen Girandolen nie hervorsteigen können. Es sind nur arme elende gleichsam geplagte Körperseelen, welche so torquirt in balneo herumschwimmen. 5 Tage jedesmal auf der Reise, u acht wenn man krank u lahm ist, ein Mulciber, dem aber keine Venus [...] beigelegt ist! - Ich weiß nicht wo ich anfangen, wo ich aufhören soll meine Lage zu schildern! - - Nur daß mir noch Kopf u Hand geblieben sind! - Wenn ich nur wieder gehen könnte! [...] Wie viel wollte ich noch gern mit Ihnen plaudern, Sie glauben aber nicht wie wehe es mir thut, daß ich jetzt nicht mehr so wie sonst auf den Beinen seyn kann! Ich kann es der Aphrodite nicht verdenken, daß der Lahme nur mit ihrem Unwillen ihr Gemal seyn durfte. Er aber hämmerte das Netz zusammen sie zu fangen, zu seiner eigenen Verdrüßlichkeit [...]".

Tatsächlich sollte Vulpius, dessen Schwester Christiane seit 1806 mit Goethe verheiratet war, wenige Jahre darauf und noch vor seinem Schwager versterben.

Tadellos erhalten.

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