König, Otto, Schriftsteller (1882-1932). 2 ms. Briefe mit eigenh. U. und 1 eh. Brieffragment mit U.

Wien, 1912 und o. D.

Zusammen 4¾ SS. auf 3 Bll. Gr.-4to.

 280.00

Ein Miniaturdrama in drei Akten über Oscar Straus’ Singspiel "Das himmelblaue Zelt", zu dem Paul Wertheimer das Libretto beisteuerte und Richard Batka die musikalische Einrichtung. Im ersten Akt berichtet König von einem Besuch Wertheimers bei Straus in Bad Ischl, dem er den Plan zu dem Singspiel vorgestellt hatte. Nach einer begeisterten Depesche sei dann heute ein ausführlicher Brief Wertheimers gefolgt, aus dem König zitiert: "Straus gefallen Deine Verse ausserordentlich [...] Er möchte, glaube ich, am Liebsten, dass Du die ganze Versifizierung übernimmst und Batka die musikalische Einrichtung, Herrichtung u. dgl. [...] Fange sofort mit dem ersten Akt an und verständige Dich raschest mit Batka. Deine Namensnennung, für die ich sehr kämpfte, ist aus einem Grunde schwer zu machen. Straus will nämlich nicht, dass die Arbeit überschrieben werden soll: Lustspiel von P. W. als komische Oper bearbeitet von R. B. und O. K. sondern einfach Komische Oper von P. W. und R. B. Dagegen wehre ich mich natürlich aus literarischen Gründen, da ich gerne meine Lustspielautorenschaft bezeichnet hätte [...]" (9. VIII. 1912).

Der zweite Akt und Brief behandelt vorwiegend Fragen zur Veröffentlichung: "Nun wissen Sie ja, lieber Doktor, dass ich bei diesen und ähnlichen Scherzen alles eher als literarische Ambitionen habe: Mein Leitmotiv ist Geldverdienen dabei. Da nun Wertheimer bei der ganzen Geschichte verflucht wenig zu tun haben wird und die Hauptarbeit dabei doch wahrscheinlich uns allein zufällt [...] würde ich es nur für recht und billig halten, dass meine Arbeit %tuell nicht geringer gewertet wird [...]" (12. VIII.).

Der dritte und letzte Akt spielt in dem undatierten eh. Brieffragment, das wohl aus dem Jahr 1913 stammt: "Dass Sie jetzt mit W. die Sache umarbeiten, ist doch nicht meine Schuld! Sie hätten mir ja bloß, wie gesagt, zu telefon. oder schreiben brauchen, und ich wäre dagewesen! Da Sie nichts dergleichen thaten, mußte ich der Meinung sein, daß Sie mich zur Umarbeitung nicht benötigten. Dass Sie und W. wie Sie schreiben täglich 4 Stunden arbeiten - davon hätte ich doch zumindest etwas erfahren müssen, ehe Sie an eine völlige Lösung unseres Verhältnisses schritten! [...]".

"Die himmelblaue Zeit" sollte tatsächlich nur Straus, Wertheimer und Batka als Mitwirkende anführen und wurde am 21. Februar 1914 an der Wiener Volksoper uraufgeführt. Über die erfolgreiche Aufführung hieß es in der "Neuen Freien Presse": "Der Erfolg des Singspiels war nach der großen Walzerszene entschieden, die wiederholt werden mußte. Nach den beiden letzten Akten konnten die Herren Straus und Wertheimer wiederholt vor dem Vorhang erscheinen" (22. II. 1914, S. 15).

Als Arbeiter in einer Fabrik beginnend und von deren Direktor zur Gymnasialbildung ermuntert, wurde König später Lektor des S. Fischer Verlags und des Ullstein Verlags in Berlin sowie Redakteur des in Wien von Richard Batka und Ludwig Hevesi herausgegebenen "Merker. Österreichische Zeitschrift für Musik und Theater". Als Kriegsberichterstatter verfasste er Reportagen von der Südfront und wurde nach Kriegsende Redakteur der Innsbrucker Zeitschrift "Widerhall". Für seine nationalistische, teils im Tiroler Dialekt dilettierende Lyrik u. a. von Ludwig von Ficker und Karl Kraus gescholten, war König, der auch gelegentlich unter dem Pseudonym André Flisseau publizierte, seit Mitte der zwanziger Jahre bis zu seinem Tod Redakteur des "Neuen Wiener Journals".

Jeweils auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf des "Merker" und mit stärkeren Randläsuren.

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