Riedl, Joseph Rt. von, Mediziner (1803-1870). 2 eigenh. Briefe mit U.

Prag, 1849-1865.

Zusammen 9 SS. 8vo. Mit einem eh. adr. Kuvert.

 350.00

An den Mediziner Rudolf Rt. von Vivenot (1807-1884): „Ich bin seit meiner Abreise von Wien so in Anspruch genommen, daß mir nicht die Zeit erübrigte Ihnen zu schreiben u. über die Reise u. unsere Ankunft zu berichten. Daß die Reise gut von Statten ging werden Sie nun schon wissen; bald nach der Ankunft war jedoch der Hr. Graf furibund, ohne, daß er sich seines neuen Aufenthaltes bewußt war. Die Aufregung stieg von Stunde zu Stunde u. wir konnten uns nur Glück wünschen ihn in Sicherheit zu wissen. Die Verworrenheit seiner Ideen u. Vorstellungen ließ keinen klaren Moment durchblicken; eine psychische Einwirkung war unmöglich u. fruchtlos [...]“ (Br. v. 24. V. o. J.).

„Daß Ihre Kranke M. M. glücklich in Prag angekommen ist, wird Ihnen Hr. Dr. Langer bereits berichtet haben und obgleich ich nach der kurzen Beobachtung von 2 Tagen noch nichts über ihren psych. Zustand beifügen kann, weil dieselbe jede Antwort verweigert, so glaube ich doch zu bemerken, daß sie sich bald in die Verhältnisse unserer Anstalt gewöhnen und Vertrauen gewinnen wird, was zu einer erfolgreichen Behandlung unumgänglich nothwendig ist. Tief in ein düstres Traumleben versunken, aus welchem sie noch nicht einmal momentan herausgerissen werden kann, wird es viel Zeit u. viel Geduld erfordern, diese fest gewurzelten, verkehrten Ideen zu zerstreuen u. dieselben [...] zur Norm zurückzuführen [...] „(Br. v. 23. [?] 1849; auf Briefpapier mit gepr. Vignette; mit eh. Kuvert und gänzlich erhaltenem Siegel).

Riedel war noch vor seiner Promotion als Sekundararzt an der Prager Irrenanstalt tätig. „Seinem Einflusse war die 1842 vollzogene Trennung der Anstalt von dem allgemeinen Krankenhause, der Neubau einer Anstalt, die sich bald den Ruf, eine der besten zu sein, erwarb, die Einführung eines klinischen Unterrichts der Psychiatrie (zuerst in Österreich) zu danken [...]“ (Hirsch V, 26). Lebenslang der Anstalt verbunden, „kann Riedl als Reformator des Irrenwesens in Oesterreich angesehen werden, indem ihm vornehmlich die humanistische Richtung in der Behandlung der Irren daselbst zu danken ist“ (ebd.).

Rudolf Rt. von Vivenot gründete 1848 den "Konstitutionell-monarchistischen Verein"; als sich die angestrebte Gründung einer patriotischen Partei nicht verwirklichen ließ, zog er sich jedoch aus der aktiven Politik zurück. Seit 1868 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, wurde er 1872 Vorsitzender des Komitees zur Gründung des Sophienspitals in Wien; daneben war Vivenot Direktor des Unterstützungsvereins für Witwen und Waisen des medizinischen Doktor-Collegiums.

In altem Sammlungsumschlag.

Stock Code: BN#9570 Tags: ,