Eichendorff, Joseph Frh. von, Dichter (1788-1857). "Der Friede. 1814." Eigenh. Manuskriptentwurf mit U.

O. O., [um 1814].

2 Blatt montiert auf einem. 94:82 mm. Titel und acht Zeilen auf 1 S. bzw. eine Zeile. Ca. 65:72 mm bzw. 19:72 mm. Mit drei Beilagen (s. u.).

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"Sturm und Wetter sind verflogen, | Blau gespannt des Himmels Zelt, | Und es blüht des Friedens Bogen | Ueber der verweinten Welt. | Fahnen sich gleich Schwänen wiegen | In der lauen Frühlingsluft. | Durch das Grün viel' Reiter fliegen | Waldhorn frisch dazwischenruft".

Der Montage wegen nicht lesbar ist die Versoseite des Textblattes, auf der Eichendorff vier Zeilen aus "Die ernsthafte Fastnacht 1814" notierte: "Wer hat je so'n Sal gesehen | Strom und Wälder spielen auf | Sterne auf und nieder gehen | Stecken hoch die Lampen auf".

Der historisch-kritischen Ausgabe zufolge bezieht sich der Titel des Gedichts "Der Friede" wahrscheinlich auf den Friedensvertrag vom 30. Mai 1814 (den Ersten Pariser Friedensvertrag zwischen Frankreich und der antifranzösischen Allianz); die ersten Zeilen des Fragments "Die ernsthafte Fastnacht 1814", das sich auf der Rückseite des Manuskripts befindet, beziehen sich auf die Erstürmung Wittenbergs am 13. Januar 1814 und wurden wahrscheinlich kurz danach in Torgau geschrieben, wo Eichendorff bis zum Friedensschluss Ende Mai im Besatzungsdienst stationiert war.

Beiliegend ein fünfseitiger Brief der Bildhauerin Anna Magnussen-Petersen (damals noch unverheiratete Petersen) an den Komponisten Ernst Rudorff vom 17. März 1891, dem sie das Autograph übersendet und dazu ausführt, dass sie es von der Mutter von Eichendorffs Enkel Generalleutnant Hartwig von Eichendorff erhalten habe, ein von Ernst Rudorff beschriebenes Kuvert, auf dem er festhält, dass Anna Petersen ihm am 18. März 1891 das Eichendorff-Autograph samt ihrem Brief übersandt hatte, und ein eh. Brief mit U. des Musikwissenschaftlers und Germanisten Friedrich Schnapp vom 11. Oktober 1960 an ein Fräulein Rudorff über dieses sowie ein weiteres Autograph von Eichendorff. Auf der Versoseite des letztgenannten Briefes finden sich noch einige Zeilen des Germanisten und Eichendorff-Herausgebers Wolfgang Kron an das Frl. Rudorff, mit denen er "für die so freundliche Überlassung des Eichendorffschen Gedichtes und des Briefes an Karl Goedeke" dankt.

Literatur

HKA I/3 (1997), SS. 278-279 und I/1 (1993), SS. 162-164 sowie Kommentarteil HKA I/4 (1997), SS. 488-489 und I/2 (1994), SS. 287-289.

Art.-Nr.: BN#56691 Schlagwort: