Ragaz, Leonhard, Theologe und Pfarrer (1868-1945), Mitbegründer des Religiösen Sozialismus. 4 eigenh. Briefe mit U. Zusammen mit 2 ms. Briefen mit U. des Korrespondenzpartners Anton Galliker und einem Durchschlag.

Chur und Zürich, 1915-1924.

Zusammen 5 SS. 4to und quer-8vo.

 1.250,00

Korrespondenz mit dem Pfarrer Anton Galliker (1885-1950), dessen Beiträge für Ragaz' religiös-sozialistische Zeitschrift "Neue Wege" betreffend. Im frühesten Brief vom 11. Juni 1915 lädt Ragaz Galliker zu einem Treffen ein: "Ich möchte Ihnen […] mitteilen, dass es mich aufrichtig freuen wird, wenn Sie mich einmal aufsuchen wollen. Sie treffen mich am ehesten Nachmittags von 3 bis 4 Uhr […]", ohne jedoch auf den Anlass Bezug zu nehmen - Gallikers erster Beitrag, so scheint es, geht auf das Jahr 1918 zurück. Ragaz schreibt am 10. Juni jenes Jahres: "Ich bin gestern dazu gekommen, Ihren Aufsatz zu lesen u. er hat mir eine rechte Erhebung bedeutet. […] Ihr Aufsatz kommt mir so wertvoll vor, und liegt so sehr in der Richtung unseres Programmes […] gewiss sind meine Mitredaktoren mit mir darin eins. Ich hoffe, dass wir für die Arbeit schon in einem der nächsten Hefte Platz finden […]". Worum es sich bei dem Aufsatz ungefähr handelte, erhellt aus einem der beigefügten ms. Briefe Gallikers vom 26. Januar 1918, in dem er Ragaz einen Text mit "Laiengedanken über Erziehung" zur Publikation in den "Neuen Wegen" anbietet. Am 2. März 1923 folgte eine "kleine Serie von Skizzen […] die dem russischen Dichter- und Denkertum gewidmet sind", wie dem Durchschlag eines weiteren Briefes Gallikers zu entnehmen ist. Darin nennt er auch den Grund, warum er seine Texte, die aus politischen Gründen "längere Zeit nun in einer Schublade geruht" haben, in den "Neuen Wegen" publizieren wolle: "Ich wende mich vorerst an Sie, weil ich als jahrelanger Abonnent und Leser Ihrer liebgewonnen [!] Zeitschrift, hier am ehesten die Freizügigkeit und geistige Unvoreingenommenheit im Urteil anzutreffen hoffe, die es braucht, um trotz allem Horror vor dem 'Bolschewiki-Russland', wie er land-auf und land-ab gang und gäbe ist, nicht zu vergessen, was wir zur geistigen 'Blutauffrischung' unserer veramerikanisierten Welt von den Manifestationen östlichen Lebens und Fühlens zu erhoffen haben, wenn wir nur andächtig hinzuhorchen uns die Mühe nehmen".

Ragaz reagierte in einem Brief vom 14. April 1923 wiederum äußerst positiv: "Es hat mich herzlich gefreut, wieder etwas von Ihnen zu vernehmen; denn ich habe Sie nicht vergessen. Verzeihen Sie mein langes Schweigen auf Ihre Zusendung; ich bin sehr bedrängt gewesen. Und darum möchte ich Ihnen vorläufig bloß sagen, dass mir Ihre Gedichte sehr gut gefallen, dass ich Gorki als Menschen und Politiker auch hoch schätzen kann […]. Wenn mein […] Mitredaktor einverstanden ist, dann werden wir die Gedichte sobald als möglich bringen".

Ob Gallikers Beiträge es letztlich in die "Neuen Wege" schaffte, muss vorerst offenbleiben. Womöglich sind sie identisch mit der eigenständigen Publikation "Sowjetrußland und wir", die 1925 erschien.

Zustand

Die Briefe von 1915 und 1918 auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf "Neue Wege". Geringfügige Textberührungen durch Lochung. Gebräunt.

Art.-Nr.: BN#63568 Schlagwörter: , ,