Kreil, Karl, Astronom und Meteorologe (1798-1862). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 9. VII. 1861.

3½ SS. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert.

 140,00

An den Mediziner und Klimatologen Rudolph Rt. von Vivenot jun. (1833-1870), dem er u. a. mitteilt, "daß ich Samstag den 13. d. M. Morgens abreisen und ein paar Monate auf dem Lande in Oberösterreich zubringen werde. Sollte ich früher noch das Vergnügen haben können E. H. hier zu sehen, so würde es mir besonders in Betreff der von Ihnen beschlossenen Reise sehr angenehm sein. Freilich ist für Meteorologien bei dem kurzen Aufenthalte, den man gewöhnlich an jedem Orte macht, und welcher meist mit ganz anderen Geschäften ausgefüllt wird, wenig zu thun. Doch sind jetzt in Spanien mehrere meteorologischen Stationen errichtet, mit denen unsre Anstalt noch in keiner Verbindung ist. Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn Sie eine solche vermitteln könnten [...]".

Karl Kreil war Assistent bzw. Leiter der Sternwarten von Wien, Mailand und Prag. 1851 kehrte er als Direktor der neugegründeten Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus nach Wien zurück, hielt nach seiner Habilitation 1852 Vorlesungen an der Universität und war Spezialist auf dem Gebiet des Erdmagnetismus. Ihm, dem Erfinder verschiedener Baro-, Thermo- und Hydrographen, ist die systematische Erforschung der Meteorologie und des Erdmagnetismus in Österreich zu verdanken.

Rudolf Rt. von Vivenot jun., der älteste Sohn aus der ersten Ehe des weithin gerühmten Wiener Mediziners selben Namens (1807-84) mit Josefine Baronin Metzburg (1810-38) und Bruder des Historikers Alfred (1836-74) aus Rudolf sen. zweiter Ehe mit Antonie von Bergenthal (1820-46), zählt zu den Pionieren der "experimentell-physiologischen Richtung der Klimatologie" in Wien. "Die Folge der in [seinen] Aufsätzen mitgetheilten Untersuchungen war, daß die pneumatische Heilmethode in Deutschland vollends eingebürgert wurde, so daß sich jetzt kaum noch eine größere deutsche Stadt findet, die nicht eine pneumatische Anstalt besäße" (Annette von Vivenot: Geschichte der Familie v. Vivenot. Wien, Steyrermühl, 1902, S. 59).

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