Spoerer, Karl Heinrich, Mediziner (1798-n. 1869). 11 eigenh. Briefe mit U.

St. Petersburg, 1861-1869.

Zusammen 59½ SS. Meist 8vo. Mit 5 eh. adr. Kuverts.

 200,00

Privat wie fachlich reiche Korrespondenz mit dem Mediziner und Klimatologen Rudolph Rt. von Vivenot jun. (1833-1870): "Erlauben Sie mir freundlichst, für die gütige Zusendung Ihrer kleinen, höchst interessanten Abhandlung 'Über den Einfluß des veränderten Luftdruckes auf den menschlichen Organismus' [...] Ihnen meinen ergebensten Dank abzustatten [...] Was uns betrifft, so befinden wir uns gegenwärtig - Gott sei Lob! im Ganzen ziemlich wohl. Meine fast jeden Herbst oder Winter wiederkehrende Heyserkeit, die sich seit 1856 bis zur Aphonie steigerte und einen tüchtigen, sehr berühmten Diagnostiker im Jahre 1857 zu der verhängnisvollen Diagnose: 'Phthisis laryngea und Tuberkeln in der rechten Lunge' verleitete, veranlaßte mich im September v. J. um meine Entlassung von der Stelle als Direktor und Oberarzt des Marienhospitals zu bitten, da ich in jenem Dienste nicht nur täglichen Erkältungen ausgesetzt war, sondern auch durch anhaltendes lautes Sprechen meine Kehle übermäßig anzugreifen gezwungen war und überdies noch jeden Tag Ärger und Gemüthsbewegungen hatte, die mich zuletzt ganz misanthropisch zu machen drohten [...]" (Br. v. 28. II. 1861).

"Nach jeder Mahlzeit, noch mehr aber nach dem reichlichen Genuß warmen Getränkes kommt bekanntlich eine vorübergehende Plethora u. damit vermehrte Pulsfrequenz zustande, und zwar weil, wie ich glaube, das Herz als Central-/Generalexpeditor beflissen ist, zur Wiederherstellung des Gleichgewichts, die in das Blut aufgenommene überschüssige Flüssigkeit den Ausscheidungsorganen, Haut, Nieren etc. reichlicher u. rascher zu überweisen [...]" (Br. v. 20. III. 1866, S. 8).

Spörer war Oberarzt am St. Petersburger Alexandra-Krankenhaus für Frauen sowie am Marien-Krankenhaus für Arme, wirklicher Staatsrat und Ritter mehrerer Orden.

Rudolf Rt. von Vivenot jun., der älteste Sohn aus der ersten Ehe des weithin gerühmten Wiener Mediziners selben Namens (1807-84) mit Josefine Baronin Metzburg (1810-38) und Bruder des Historikers Alfred (1836-74) aus Rudolf sen. zweiter Ehe mit Antonie von Bergenthal (1820-46), zählt zu den Pionieren der "experimentell-physiologischen Richtung der Klimatologie" in Wien. "Die Folge der in [seinen] Aufsätzen mitgetheilten Untersuchungen war, daß die pneumatische Heilmethode in Deutschland vollends eingebürgert wurde, so daß sich jetzt kaum noch eine größere deutsche Stadt findet, die nicht eine pneumatische Anstalt besäße" (Annette von Vivenot: Geschichte der Familie v. Vivenot. Wien, Steyrermühl, 1902, S. 59).

Die Recto-Seite von Bl. 1 jeweils mit knapper Bleistiftnotiz zum Verfasser von fremder Hand.

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