Grengg, Maria, Schriftstellerin und Malerin (1889-1963). Eigenh. Brief mit U.

Perchtoldsdorf bei Wien, Pfingstsonntag 1936.

2 SS. 8vo.

 160,00

An die namentlich nicht genannte Schauspielerin Lili Marberg: "[...] ein oder zweimal habe ich damals vom Verlag angerufen, Sie waren nicht hier - geschrieben habe ich auch - es kam keine Antwort mehr - So bin ich weiterhin still gewesen, aber ich habe Ihrer oft gedacth und bissl hat es mich traurig gemacht, dass nach dem damaligen ehrlichen und herzlichen Zuneigen nichts mehr kam - gar nichts mehr. Viel Abreit liegt in der Zeit seit wir uns nicht mehr sahen - Von allen Seiten kommt man jetzt zu mir, die ich so sehr in der Stille lebe, und fragt: Hast du eine neue Geschichte, in der Herzblut ist, fertig? Hast du wieder was Duftiges, Frommes, in Deiner Art Frommes? Weil ich daneben ja immer auch wieder zeichne, ich bin tief verwachsen mit meiner Zeichnerei und alles gute Schauen in der Schreiberei kommt von daher, bin ich kein Vielschreiber. So gebe ich an jede gedichtete Sache wirklich viel Arbeit und viel vom Menschsein [...]".

Maria Grengg, die die Meisterklasse Koloman Mosers an der Kunstgewerbeschule in Wien absolviert hatte, war seit 1923 literarische und graphische Mitarbeiterin der Zeitschrift ‘Der getreue Eckart’. Mit dem Roman ‘Die Flucht zum grünen Herrgott’ den Durchbruch als Schriftstellerin erzielend, verfaßte Maria Grengg fortan Romane, Novellen und Erzählungen. "Als Adolf Hitler kam und uns nur mit seinem großen Herzen nahm, wußte ich beglückt, daß jetzt alles gut sei und daß dieser seit je geliebte, größte Sohn meiner Heimat sie mir jetzt wiederschenkt!", schrieb sie nach dem “Anschluß” (zit. n. ‘>Anschluß< 1938. Eine Dokumentation’. Hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien 1988). Nach Ende des Krieges war sie fast ausschließlich als bildende Künstlerin, Verfasserin kunsthistorischer Essays und Jugendbuchautorin tätig.

Lili Marberg (1876-1962) gehörte von 1911 bis 1950 dem Wiener Burgtheater an. Seit 1936 auch Ehrenmitglied, spielte sie zunächst in Stücken Wedekinds, Hauptmanns und Ibsens, später vorwiegend Königinnen und mütterliche Frauen und galt weithin als vorzügliche Charakterdarstellerin. Zu ihren Hauptrollen zählten Desdemona, Hedda Gabler und Helena in "Vor Sonnenaufgang". Ihre einzige Filmrolle war die des Fräulein Munk in Walter Reischs "Silhouetten" (1936). - Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf.

Art.-Nr.: BN#12615 Schlagwörter: , ,