Trenck, Friedrich von der. Der Menschenfreund. Eine Wochenschrift, geschrieben [...] für das Jahr 1775.

O. O., 1775.

Nur 1. Band (von 2). (16), 336 SS. (Dabei:) Gedanken eines Deutschen am Namenstage unsers Reichs Oberhaupts den 19. Merz 1775. 8 SS. (Dabei:) Politische Anmerkungen über die Zeitungen und Vorfälle Europens für das Jahr 1775. 112 SS. Loser Vorderdeckel einer zeitgenöss. Interimsbroschur. 8vo.

 1.800,00

Erste Ausgabe.

Äußerst seltene Wiederaufnahme der radikalen Wochenschrift, die der preußische Abenteurer Friedrich von der Trenck (1727-94) zuvor 1772 in Aachen herausgebracht hatte, wo er sich 1764 (nach fast zehnjähriger Kerkerhaft in Magdeburg wegen Desertion) niedergelassen und die Tochter eines ehemaligen Bürgermeisters geheiratet hatte. Nachdem seine polemisch-aufklärerischen Schriften im katholischen Aachen zuviel Aufsehen erregt hatten, übersiedelte der rastlose Abenteurer 1779/80 nach Österreich. Von den insgesamt 36 Nummern des Jahrgangs 1775 liegen hier die den ersten Band ausmachenden ersten 22 Nummern vor. Dieser Fortsetzungsjahrgang ist sehr selten: Diesch verzeichnet ihn gar nicht; noch Kirchner hält Goedekes Angabe ausdrücklich für einen Irrtum.

Der "Menschenfreund" gilt als eines der radikalsten aufklärerischen Journale, das mit einzigartiger Schärfe gegen Obskurantentum und Volksentmündigung durch die Kirche anschrieb. Trenck nennt Könige "gekrönte Räuber", die man aufs Rad flechten möge. Schon eine Generation vor der französischen Revolution forderte er die Abschaffung der Stände und eine Ausbildungspflicht für Unterprivilegierte.

Die Heftnumerierung etwas verwirrend, jedoch genau wie bei Gugitz/Portheim angegeben: "1 Bl. Titel, 1 Nr. unpag. 7 Bl. [d. s. Einleitung und ein "Neujahrs-Wunsch" in Versen], sodann Nr. 2-22, 336 S.". Beigebunden sind die als Beilagen zum "Menschenfreund" erschienenen, von Gugitz/Portheim als selbständig geführten "Gedanken eines Deutschen" zum Namenstag von Kaiser Joseph II. (19. März) sowie die "Politischen Anmerkungen über die Zeitungen und Vorfälle Europens" (62 SS., [2] SS. Avertissement, [63]-94, [97]-112 SS.: so cpl.).

Papierbedingt teils leicht braunfleckig. Unbeschnittenes, breitrandiges Exemplar; die Ränder und Ecken etwas lappig bzw. angestaubt. Sehr selten.

Literatur

Gugitz/Portheim 89, 92, 90. Goedeke V, 302, 4. Hayn/Gotendorf VII, 684. ORBI 3,2:844. Holzmann/Bohatta VII, 4161 und 580 (Beilagen). Vgl. Kirchner 5381. Wurzbach XXXXVII, 149. Vgl. ZDB 400415-2.