Carmen Sylva, Pseud. für Elisabeth, Königin von Rumänien (1843-1916). Sammlung von 2 eigh. und 3 ms. Briefen m. U. ("Schwesterli" oder "Elisabeth").

Schloß Pelesch und Bukarest, 1879-1907.

Zusammen 23 SS. auf 13 Bll. 4to und qu.-8vo. Mit zahlreichen Beilagen (siehe unten).

 6.500,00

An ihren Bruder Wilhelm, Fürst zu Wied (1845-1907), und seine Gemahlin Marie, geb. von Nassau, Prinzessin der Niederlande (1841-1910). Sehr umfangreiche Briefe, die durch ihren privaten Charakter tiefe Einblicke in das Fühlen und Denken der Königin gewähren und zugleich eine Vielzahl von Informationen aus dem europäischen Hochadel und dem politischen Geschehen seiner Zeit liefern: "[...] Nach den Kindern [ihrer Schwägerin Marie] werde ich manchmal von der heftigsten Sehnsucht ergriffen & meine ich, ich müsste ihre lieben Stimmchen hören, die mir doch schöner klingen, als aller andern Kinder Stimmen. Das hat mir schon viel zu denken gegeben, wie stark eben doch die Bande des Blutes sind. Z. B. bemerkte ich in der Weinburg, dass Eure Kinder mir so viel besser rochen, als die Hohenzollernkinder. Seit ich das Buch von Jaeger gelesen, ist mir alles erklärt, Du musst das lesen & Wilhelm zwingen, es zu lesen; ich finde, jede Mutter müsste es lesen [...] Wilhelm hat Dir auch sicher unser letztes Gespräch im Segenhaus erzählt, das so erschütternd war, & doch so ermutigend! Wir haben uns heilig gelobt, gegen die großmütterliche Erbschaft anzukämpfen mit Heldenmuth [...] Ihr glaubt gar nicht, auf wie gesunde Philosophie man kommt, wenn man fleissig Naturgeschichte studirt. Man sieht Welt & Menschen mit ganz andern Augen an & wird so geduldig, weil man für so viele Dinge ganz einfach physische Gründe findet, & sich über gar nichts mehr wundert [...] Meine Zimmer sind jetzt so entzückend schön, wie ich mir nie etwas Hübscheres gedacht habe. Ich habe furchtbar geschafft, die letzten Tage; aber nun ist auch alles so reizend - mein Boudoir ein Palmenhain, mit einem Ribera, einem Antonilez, einem Morillo, einem Mignon, statt Vorhängen in den Fenstern nur Epheu [...] ein immer plätschernder Springbrunnen drin, dazu die rumänische Sonne, die voll hereinströmt [...] Mein Schlafzimmer ganz boisirt, erinnert an ter Horst, hat wundervolle Schnitzereien, und ein Kuppelfenster, in München gemacht, mit den Sieben Raben von Schwind ... Vor dem Boudoir liegt die Bibliothek, auch mit alten Bildern, Rachel, Ruysch, Breughel, Claude Lorrain, braunroth, mit grünem Kamin, dort nehmen wir à deux unsre Mahlzeiten [...] Heute fange ich wieder an, mit Audienzen; das ist mir mehr wie ein Cauchemar, muss aber geschehen, um so mehr, da mir das Leben zu lächeln anfängt [an die Schwägerin Marie, Bukarest 7.XII.1879] [...] [über ihr Schloß Pelesch in Sinaia:] Ich wohne drin & bin doch jede Stunde überrascht von dieser Schönheit & Jedermann mit uns. Alle sagen: Märchenschloß, Ballade, Walter Scott's Hintergrund! etc. Wer eintritt, ist wie in einen Zauber eingehüllt & weiß nicht wie ihm geschieht. Die kleine Gesellschaft, die sich hier zusammenfindet, ist aber auch zu allerliebst [...]" [Schloß Pelesch 14. X. 1883].

Im März 1907 berichtet sie über schwere Bauern-Unruhen in Rumänien: "[...] Ein Bauernaufstand ist etwas so Furchtbares, dass man es kaum beschreiben kann, und obwohl wir jetzt bereits achtzigtausend Mann mobilisieren, so reicht unsre Armee auf die großen Entfernungen kaum aus. Rührend ist die Einmüthigkeit der politischen Männer. Sie reichen alle die Hand, die conservative Kammer hat einmüthig votirt en bloc, ohne zu fragen, das alte und neue Ministerium arbeitet fast gemeinschaftlich. Jedenfalls sieht Carl seine alten und neuen Minister abwechselnd, man hat noch nie eine solche Situation erlebt seit Carls Regierungszeit. Leider ist der dunkelste Punkt nicht der, [dass] man viele Bauern erschiessen wird, die man zuerst zu lange schonte, [...] aber dass das schöne Geld, dass man so mühsam zusammengespart hat, nun verschwindet wie Wasser. Carl sagte, ein solcher Monat noch und die Maschine steht still, denn wir haben kein Geld mehr. Aber es wird nun in wenig Tagen vorbei sein, nicht die Folgen, denn die meisten Großgrundbesitzer sind ruinirt [...] In der Moldau ist nur wenig geschehen, da haben sie sich damit begnügt, die Häuser der Grundbesitzer und der großen Pächter zu zerstören, aber hier ist es furchtbar, da haben sie gesengt und gebrannt in einer furchtbaren Weise [...] die meisten Grundbesitzer längs der Donau sind hier in die Stadt geflüchtet, weil sie sonst den größten Mißhandlungen ausgesetzt gewesen wären [...]" [Bukarest 28.III.1907, durchgehend äußerst fehlerhaft und in Kleinbuchstaben].

Beiliegend 8 Original-Porträt-Photographien (Visit-Format) der Königin Elisabeth bzw. ihrer kleinen Tochter, die im Alter von 4 Jahren verstorben war, und 33 meist eh. Briefe, Postkarten u. a. (zusammen 102¾ SS. auf 64 Bll.) aus dem Nachlaß von Elisabeths Schwägerin Marie, Fürstin zu Wied, geb. Prinzessin der Niederlande (1841-1910), darunter Briefe ihres Mannes Wilhelm und anderer Verwandter an Marie, weitere Adelskorrespondenz und diplomatische Akten, eine "Zusammenstellung der Ausgaben für Ihre Königliche Hoheit, Frau Fürstin zu Wied, Prinzessin der Niederlande, pro IV. Quartal 1892", ein Brief-Fragment mit Ansicht des Schlosses Pelesch sowie ein Stahlstich-Porträt des Königspaares (rückseitig von Elisabeth beschriftet: "So wird man, wenn man nach dem Orient geht! Das Diadem ist richtig, die Perlen sind noch in spe. Das Diadem ist entschieden am ähnlichsten ausgefallen!").

Insgesamt eine Fülle wertvollen Materials zur Geschichte Rumäniens, der dichtenden Königin Elisabeth und ihrer Verwandten aus den Häusern Wied und Nassau.

Art.-Nr.: BN#27823 Schlagwörter: ,