Fontane, Theodor, Schriftsteller (1819-1898). "Bauernkrieg. Grumbachsche Händel etc.". Eigenh. Manuskript.

O. O. u. D.

¾ SS. auf Doppelblatt. Folio. In Bleistift.

 6.500,00

Notizen über den Aufbewahrungsort von Erinnerungsstücken aus der Zeit Grumbachs und Münzers: "1. Das Beil mit dem Grumbach in Gotha geviertheilt wurde. (Veste Coburg) - 2. Das Schwert mit welchem Grumbachs Mitschuldige, darunter Kanzler Brück, enthauptet wurden. (Veste Coburg).

3. Thomas Münzers Panzerhemd [...]".

Geschrieben auf einem Doppelblatt leicht vergilbten Konzeptpapiers.

In den uns bekannten Editionen von Fontanes Tagebüchern und Briefen findet sich kein Hinweis auf seine Beschäftigung mit dem Reichsritter Wilhelm von Grumbach und dessen Konflikten mit dem Bischof von Würzburg, Kaiser Ferdinand I. und dem Kurfürsten von Sachsen. Der anfängliche Rechtsstreit Grumbachs mit dem Bischof war im Lauf von zwei Jahrzehnten zu einem das ganze Reich erschütternden Machtkampf diverser Parteien eskaliert, dem schließlich der zwar äußerst umtriebige und streitlustige, aber keineswegs allein schuldige Grumbach zum Opfer fiel. Nach seiner Gefangennahme wurde er am 18. April 1567 in Anwesenheit des Kurfürsten August von Sachsen auf dem Markt von Gotha bei legendigem Leibe gevierteilt. Sein Protektor, Herzog Johann Friedrich der Mittlere von Sachsen-Gotha, wurde 27 Jahre lang, bis an sein Lebensende, in Österreich inhaftiert. Dieses Michael-Kohlhaas-Thema auf historischer Grundlage mußte einen Autor wie Fontane reizen, um einen Charakter zu zeichnen, in dem sich Qualitäten und Schwächen in verhängnisvoller Weise mischen, bis das von ihm in Bewegung gesetzte Pendel von Tat und Vergeltung so weit ausschlägt, daß der Urheber selbst tödlich getroffen wird. Es ist zu bedauern, daß Fontane über Notizen der vorliegenden Art zu diesem Stoff, der vielleicht noch dankbarer gewesen wäre als "Die Likedeeler", nicht hinausgekommen ist.

Art.-Nr.: BN#30340 Schlagwörter: ,