Das eigenhändige Manuskript der Leichenrede

Wagner, Richard, Komponist (1813-1883). "An Weber's letzter Ruhestätte auf dem Friedhof zu Dresden am 15. Dec. 1844". Eigenh. Manuskript.

O. O., [Dezember 1844].

2 SS. (90 Zeilen). 4to.

 85.000,00

Entwurf zur berühmten Rede Wagners, gehalten am 15. Dezember 1844 als Höhepunkt der von Wagner arrangierten Trauerfeier anläßlich der endgültigen Bestattung Carl Maria von Webers am katholischen Friedhof von Dresden. Auf Wagners Initiative war es 1844 gelungen die sterblichen Überreste Webers von London, wo Weber 1826 verstorben war, nach Dresden zu überführen: "[...] Hier ruhe denn! Hier sei die prunklose Stätte, die uns Deine theure Hülle bewahre! Und hätte sie dort in Fürstengrüften geprangt, im stolzesten Münster einer stolzen Nation, wir wagten doch zu hoffen, daß Du ein bescheidenes Grab in deutschem Boden Dir lieber zur letzten Ruhestätte erwählt.

Du gehörtest ja nicht jenen kalten Ruhmsüchtigen an, die kein Vaterland haben, denen das Land der Erde das liebste ist, in welchem ihr Ergeiz den üppigsten Boden für sein Gedeihen findet.

Zog Dich ein verhängnißvoller Drang dorthin, wo selbst das Genie sich zu Markte bringen muß um zu gelten, so wandtest Du zeitig genug sehnsuchtsvoll Deine Blicke nach dem heimathlichen Herde zurück, nach dem bescheidenen ländlichen Sitze, wo Dir an der Seite Deines trauten Weibes Lied auf Lied aus dem Herzen quoll. ‚Ach, wäre ich wieder bei euch, ihr Lieben!' das war wohl Dein letzter Seufzer, mit dem Du dort dahin schiedest! [...] Nie hat ein deutscherer Musiker gelebt, als Du! Wohin Dich auch Dein Genius trug, in welches ferne, bodenlose Reich der Phantasie, immer doch blieb er mit jenen tausend zarten Fasern an dieses deutsche Volksherz gekettet, mit dem er weinte und lachte, wie ein gläubiges Kind, wenn es den Sagen und Märchen der Heimath lauscht. […] Wo ist nun der Tod? Wo ist Leben? Wo beide sich in einem so wunderbar schönen Bund vereinen, da ist des ewigen Lebens Heim! [...]".

Mit kleinen Abweichungen erstmals gedruckt in: Richard Wagner, Gesammelte Schriften und Dichtungen, II, 1871, 61 ff., ebenso: Gesammelte Schriften und Dichtungen, 4. Aufl., 2. Bd. 1907, 46 ff. Eine Abb. der ebenfalls erhaltenen Reinschrift der Rede (Beginn der Rede) bei Julius Kapp, Richard Wagner. Sein Leben, sein Werk, seine Welt in 260 Bildern, Berlin 1933, 40. Provenienz: Cäcile Geyer, Halbschwester Wagners (1815-93), deren Sohn Ferdinand Avenarius (1856-1923), dessen Stiefsohn Wolfgang Schumann (1887-1964), deutscher Privatbesitz.

Leicht gebräunt und fleckig und mit kleinen Randläsuren.

Art.-Nr.: BN#32528 Schlagwort: