Singer, Isidor, Journalist und Zeitungsherausgeber (1857-1927). Eigenh. Brief (Visitenkarte).

Wien, o. D.

1½ SS. Visitkartenformat.

 150,00

Kündigt die Abholung seines Gesuchs an, da er sich sonst der Gefahr aussetzt, gepfändet zu werden: "Heute Morgens kam mir eine Pfändungsklage zu. Wenn ich nicht Morgen 259 fl. 60 kr. beim Bezirksgerichte erlege, werde ich gepfändet. Ich bin daher in der peinlichen Lage, das Gesuch zu beschleunigen oder mich jener Gefahr auszusetzen. Baumgarten hat bereits unterschrieben. Kuranda versprach zu unterschreiben, wenn Hr. Dr. es thun. Ebenso wird Güdemann, wie er mir gestern versprach, nicht dagegen sein. Es liegt also Alles in Ihrer Hand. Ich werde mir daher erlauben das Gesuch um 3½ Uhr abzuholen, damit ich Morgen die Dinge ordnen kann [...]".

Nach einem Studium der Rechtswissenschaft, Mathematik und Naturwissenschaften lehrte Singer Statistik an der Universität Wien und beschäftigte sich maßgeblich mit der Frage nach der Entstehung des modernen Antisemitismus. Im Zuge einer Intellektuellenbefragung, deren Ergebnisse 1885 veröffentlicht wurden, interviewte er 54 Personen aus der europäischen Wissenschaft, Literatur, Kunst und Kultur zu ihren Ansichten zur Judenfeindlichkeit. Singer war einer der Begründer der Wochenzeitung "Die Zeit", die jedoch im Ersten Weltkrieg aus wirtschaftlichen Gründen verkauft werden musste.

Lithographisch gedruckter Namenszug. Drei kleine Löcher, vermutlich durch Reißnägel, leichte Rostspuren, geringer Textverlust.

Art.-Nr.: BN#40488 Schlagwörter: , , ,