[Bach, Johann Sebastian]. - Doles, Johann Friedrich, Komponist und Thomaskantor (1715-1797). "Johann Sebastian Bachs vierstimmige Choral-Gesänge gesammlet von Carl Philipp Emanuel Bach 1765." Zeitgenössische Abschrift von Bach- sowie anderen Chorälen.

[Wohl Leipzig, 1765-1775].

272 beschriebene SS. mit zus. 252 numerierten Chorälen (sowie 4 Folgeseiten mit leerem, handgezeichnetem Notensystem). Halblederband der Zeit auf 3 flachen Bünden mit hs. Deckeltitel. Dreiseitiger gesprenkelter Rotschnitt. Qu.-folio (340 x 202 mm).

 25.000,00

Hochinteressante Sammlung von Bach-Chorälen, höchstwahrscheinlich ab 1765 entstanden an der Leipziger Thomasschule unter der Ägide von Johann Friedrich Doles, dem Schüler und Nachfolger Johann Sebastian Bachs, der großes Interesse an der Verbreitung der Werke seines Meisters hatte. Laut einem beiliegenden, für den Sammler Walter Höckner angefertigten Gutachten (um 1940) habe der verstorbene Leiter der Musikbibliothek Peters (Kurt Taut, 1888-1939) vermutet, dass der Band ein "Autograph von Doles" sei. Für diese Annahme spricht auch der sicherlich eigenhändige Eintrag "di Doles" zu Beginn des Doles-Corpus, dessen Duktus sich nahtlos in die Strichführung des restlichen Manuskripts einfügt.

Der Band umfasst insgesamt 252 Choräle in einer sauberen, zeitgenössischen Abschrift von einer einzigen Hand, teils in roter Tinte und teils später in Bleistift numeriert. Die Nummern 1 bis 200 entsprechen weitgehend der von Carl Philipp Emanuel Bach besorgten zweiteiligen Druckausgabe der Bach'schen Choräle (Berlin/Leipzig 1765 und 1769), während die Nummern 231-251 die 1758 von Doles veröffentlichten Melodien zu Gellerts "Geistlichen Oden und Liedern" wiedergeben, jedoch in veränderter Reihenfolge. Die letzte Nummer sowie die 30 Stücke zwischen den (tatsächlichen oder vermeintlichen) Bachwerken und den Doles-Vertonungen sind, soweit identifizierbar, verschiedenen Komponisten des 16. bis 18. Jahrhunderts zuzuordnen, darunter auch Doles.

Provenienz: 1882 im Besitz des Leipziger Volkskundlers, Museumsgründers und Bach-Sammlers Albrecht Kurzwelly (1868-1917), mit seinem Sammlungsetikett am Innendeckel und Besitzvermerk am Vorsatz. Nach dessen Tod im Besitz des Zwenkauer Musikalienverlegers und Sammlers Walter Höckner (mit entspr. Stempelung am Schluss).

Ecken und Kanten etwas bestoßen; einige Rückenläsuren fachmännisch restauriert. Am Vorsatz signierter Begutachtungsvermerk (1878) des Thomaskantors und Bachforschers Wilhelm Rust (1822-92). Ein weiteres Gutachten (1918) von Rusts Nachfolger Bernhard Friedrich Richter (1850-1931) ist zwischen Innendeckel und Vorsatz montiert.

Art.-Nr.: BN#46922 Schlagwörter: ,