"Nichts ist ein besserer Lebensratgeber als die herausgerutschten Worte des Hasses der Feinde"

Mucha, Alfons, Maler, Graphiker und Plakatkünstler (1860-1939). Eigenh. Brief mit U.

Piestany, 5. VIII. 1930.

3 SS. auf Doppelblatt. Kl.-4to.

 1.800,00

Schöner Brief in tschechischer Sprache an den befreundeten Maler und Bildhauer Jakub Obrovsky mit Dank für die Teilnahme an der Feier zu seinem 70. Geburtstag: "Mein teurer Freund! Wie soll ich Dir nur für Dein liebes Schreiben danken? Ich danke Dir allem voran für Deine liebe Anteilnahme an meinem 70er. Ich habe ihn gar nicht bemerkt, als er sich mir auf den Rücken gesetzt hat, und so merke ich ihn auch bisher nicht. Aber wofür ich Dir besonders danke, sind Deine gesunden Worte, die eben das widerspiegelten, was ich mir selbst gedacht habe: dass nämlich nun wieder ein Kapitel abgeschlossen ist. Das erste waren die Plakate. Das zweite: das dekorative Suchen und der Abbruch der alten Formen; das dritte die Konzentration im eigenen Ich und das Anerkennen der Notwendigkeit von Hilfe nach meinen bescheidenen [Versuchen?], und nichts ist ein besserer Lebensratgeber als die herausgerutschten Worte des Hasses der Feinde. Ich bin diesen zu vielem Dank verpflichtet!, und in der angenehm wärmenden Badeanstalt suche ich schon die kalte Dusche, um mir daraus einen richtigen Maßstab [bzw. Thermometer] zu machen. Wie du selbst sagst, erwarte ich mir niemals etwas von irgendwem, niemals will oder fordere ich etwas von anderen, um niemals Entäuschungen fürchten zu müssen, welcher Art auch immer. Mein Grundsatz ist: Erkenne deine Aufgabe, versuche sie ehrlich nach besten Kräften zu erfüllen, und kümmere dich nicht um den Rest. Darüber ließe sich noch lang schreiben. Aber lassen wir das; ich weiß, dass Du das so gut verstehst wie ich! So grüße ich Dich einstweilen von Herzen, küsse die Hand der gnädigen Frau und bin Dir wie stets freundschaftlichst ergebenster Kamerad […]" (Übs.).

Verfasst im Kurhaus Thermia Palace im slowakischen Piešt'any (auch Pistyan oder Pistian), wo Mucha öfters zur Kur war. Für das Kurhaus fertigte er aus Dankbarkeit ein Ölgemälde für den Speisesaal an, das oberhalb der Eingangstür angebracht und am 15. Mai 1932 enthüllt wurde. Das Gemälde mit dem Namen "Bleib gesund, gesegnete Quelle der Gesundheit" hat eine unkonventionelle fünfeckige Form.

Art.-Nr.: BN#47455 Schlagwort: