Hausner, Berta, Schauspielerin (1869-1932). 3 eigenh. Briefe und 1 eh. Portraitpostkarte mit U. sowie 1 Kabinettphotographie mit eh. Widmung und U.

Berlin, 17.XII. 1921 - 31.XII. 1928.

Zusammen 10½ SS. 8vo. bzw. 16,5:10,8 cm.

 300,00

Schöne Briefe an den Wiener Industriellen Eugen Herz (1875-1944): “Trotzdem ich von Euch so lange Jahre fort bin kann ich doch sagen: unvergessen lebt Ihr, die Ihr mir nahe gestanden in meinem Herzen! Als ob es 2-3 Jahre wär[e]n - sehe ich Sie lieber Eugen - Franz - Marie Tewele u. mich - im Salettl am See bei der Tarokparthie [...] Was hat sich seit dem Alles abgerollt! Drama auf Drama, wie selbst ein Shakespeare oder Goethe nicht schildern könnte. Dabei wurde man alt, arm und kalt nur reich an Verlusten [...] Grüßen Sie mir bitte [...] meinen geliebten Papa Zierer der garnicht mehr an mich denkt [...]” (Br. v. 17.XII. 1921).

Als die Inflation in Deutschland im November 1923 ihren traurigen Höhepunkt erreicht und die Deutsche Reichsbank als höchsten Wert einen Geldschein über 100 Billionen Mark drucken lassen muß, schreibt die Schauspielerin: “Wie sehr Du mir geholfen hast kannst Du kaum ermessen - weil Ihr Gottlob nie, auch nicht in Wien’s schlechtester Zeit das mitgemacht habt was wir schaudernd miterleben müssen. Es ist einfach nicht mehr erträglich weil die Summen nicht aufzubringen sind. Jeder Tag entwertet das Geld immer mehr u. die Preise für Alles steigen bei jeder Entwertung. Dazu wird Alles jetzt nach Gold berechnet, Wohnung, Gas, Elekt[risches] Licht, Lebensmittel kurz Alles. Ein Brot kostet heute 800 Milliarden - gleich 80 Goldpfennigen - ein Pf Wurst 8 Billionen [...]”.

Die aus Olmütz stammende Schauspielerin debütierte mit fünfzehn Jahren am Theater ihrer Geburtsstadt und spielte anschließend in Karlsbad, Bremen, Brünn und Graz. Seit 1887 Mitglied des Deutschen Theaters in Berlin, wechselte sie nach einem Gastspiel in St. Petersburg an das Wiener Volkstheater, kehrte 1895 nach Berlin zurück und gehörte bis zu ihrem Abschied von der Bühne dem Ensemble des Kgl. Schauspielhauses an.

Eugen Herz war seit 1915 als kommerzieller und seit 1928 als leitender Direktor der Österreichischen Alpine Montangesellschaft tätig und vertrat die österreichische Eisenindustrie bei den internationalen Verbänden und europäischen Kartellen. Von 1930-33 auch als Vizepräsident der Wiener Handelskammer tätig, war Herz später Zensor der Österreichischen Nationalbank und Präsident des österreichischen Industriellenverbandes.

Die Portraitpostkarte mit halbfigürlicher Darstellung der Künstlerin; die Kabinettphotographie aus dem Hause E. Bieber in Berlin mit einem Brustbild und einer Widmung für “[m]einen jüngsten ‘Zukunftscollegen’ Herrn Steffi Herz mit den allerherzlichsten Segenswünschen für seine Carriere”.

Art.-Nr.: BN#4986 Schlagwörter: , ,