Eigenh. Brief mit U. ("die alten treuen Webers").
1 S. 4to Mit eh. Adresse (Faltbrief). Auf Kartonträger montiert.
€ 6.500,00
An die mit ihm befreundete Sängerin Friederike Koch in Berlin: "Immer schelten, zürnen, poltern Sie zu. ich verdiene es, und auch nicht. außer den dringendsten Geschäftsbriefen habe ich seit meiner Rükkunft an Niemand geschrieben, so sehr mich auch oft das Herz dazu drängte, und doch nicht Herr werden konnte über die entsezliche Verstimmung die mein ganzes Wesen beherrscht, und mich für Alles stumpf macht. Waren sonst schon die hiesigen Kunst-Verhältniße drükkend, so sind sie durch den neuen Direktor H. v. Könneritz [d. i. der Hans Heinrich von Könneritz, der seit dem Vorjahr die Intendanz des Dresdner Hoftheaters innehatte] vollends unerträglich geworden. Doch, nichts hievon, vielmehr von der Freude die mir Ihr Brief gemacht hat. Ach, es thut recht wohl, so ausgescholten zu werden, und meine Lina und ich wollen auch geduldig still halten, wenn Sie Lust bekommen uns tüchtig abzupuffen [...]".
Für seine bevorstehende Reise nach Berlin - zur Einstudierung des "Freischütz" - bittet er, ihm ein Quartier zu suchen: "Beers haben uns zwar früher dringend eingeladen bei ihnen zu wohnen. nun kömt aber der Sohn zurük, der Vater erwähnte bei seiner lezten Durchreise nichts davon, - kurz ich finde für gut mich auf jeden Fall nach einem Quartierchen umzusehen [...] Zu erzählen werde ich viel haben, bin aber sehr einsylbig und finster geworden [...]". Weber wohnte dann doch bei "Beers", dem Bankier Jakob Herz Beer und seiner Frau Amalie geb. Meyer, die er in Schaffhausen kennengelernt hatte, als sie mit ihrem Sohn Jakob Liebmann (Giacomo Meyerbeer) nach Italien reisten. Mit diesem war Weber seit 1810 innig befreundet; beide Komponisten besuchten die "Tonschule" Abt Voglers in Darmstadt.
Mit kleinem Ausriss durch Siegelbruch und etwas knittrig.
Mit kleinen Abweichungen veröffentlicht in: Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition, A041727 (Version 4.3.0 vom 1. Februar 2021).