Bettelheim, Anton, Literaturwissenschaftler und Schriftsteller (1851-1930). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 17. VI. 1895.

2¼ SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 120,00

An den Pädagogen und Übersetzer Adolf Kreßner (1853-1907) in Kassel zur Aufnahme von dessen Übersetzung von Albert Sorels Montesquieu-Biographie in Bettelheims Reihe "Geisteshelden": "Mit Dank und Antheil hab' ich Ihre Verdeutschung von Sorels mir besonders ans Herz gewachsenen Montesquieu gelesen und dann sofort an unseren Hrn. Verleger geschickt. Mit dem Vermerk: Druckreif." Bettelheim plante, die Korrekturbögen auch an Sorel zu schicken: "Ich hoffe, dass Sorel selbst die Correctur-Bogen mitlesen wird (seine Frau ist geborene Schlesierin und er selbst beherrscht das Deutsche ganz gut)." Bettelheim erlaubte sich, ein paar Änderungen am Manuskript vorzuschlagen: "Es ist sehr heikel, für einen Autor wie Sorel, der jedes Wort abwägt und von echt französischer markiger Bündigkeit, Knorrheit und Klarheit ist, das [...] deutsche Sprach-Material zu finden. Deshalb habe ich mir erlaubt, Ihnen gelegentlich - ohne die leiseste Absicht, Ihren Text zu ändern - die eine u. die andere stilistische Variante vorzuschlagen." Kreßners Übersetzung erschien 1896 bei E. Hofmann in Berlin als 20. Band der "Geisteshelden".

Anton Bettelheim war neben seiner Tätigkeit als Feuilletonredakteur und Kritiker (u. a. bei der "Wiener Presse" und der "Deutschen Zeitung") Herausgeber und Verfasser zahlreicher Sammelwerke und Biographien. Als (Mit-)Herausgeber bzw. Redakteur betreute er von 1890 bis 1897 die biographischen Sammelbücher "Geisteshelden", von 1898 bis 1918 die "Allgemeine Deutsche Biographie", das "Biographische Jahrbuch" und seit 1921 die "Neue Österreichische Biographie"; die Werke Ludwig Anzengrubers edierte Bettelheim ebenso wie den Nachlass Berthold Auerbachs (1907) und die Gesammelten Schriften Alfred Frh. von Bergers (1913). Unter seinen zahlreichen biographischen Arbeiten finden sich u. a. Studien über Anzengruber (1891), Beaumarchais (1911), Balzac (1926) und Karl Schönherr (1928).

Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf der Reihe "Geisteshelden". Mit eigenh. Einfügungen Bettelheims in Buntstift. Durch alten Wasserschaden etwas brüchig und stärker gebräunt. Mit tiefen Einrissen im Falz.