Eigenh. Brief mit U.
3 ½ SS. auf Doppelblatt. 8vo.
€ 240,00
An den nicht namentlich genannten Musikwissenschaftler, -kritiker und Librettisten Richard Batka über eine Kritik des Musikwissenschaftlers Johannes Schreyer, wohl an dem von Batka herausgegebenen "Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach": "Schreyer sagt ja selbst, daß er satztechnisch an diesem [Klavierauszug] gar nichts auszusetzen hat, er sei nur zu genau dem Original der Partitur nachgebildet und dadurch zu dickflüssig geworden. Wer kann denn dafür, daß die Arie so dickflüssig ist, wenn sie in originali vom Continuo und so und soviel Instrumenten begleitet wird, die doch alle bei einer Übertragung fürs Klavier allein nicht über Bord geworfen werden können. Und ist etwa die Bearbeitung Röslers in der Edition Peters weniger dickflüssig? - Weiter. Wenn Schreyer aus dem von mir Ihnen gegenüber gebrauchten Ausdruck 'Fehler', der ja der Öffentlichkeit gegenüber gewiß nicht präzis wäre, Kapital schlagen zu dürfen glaubt, wenn er eine Anfrage an Sie, ob wir Korrekturen gelesen haben (was ich bei der vielen Arbeit, die im abgelaufenen Jahr zu leisten war, leicht vergessen haben könnte), als fait accompli behandelt, so ist das eine Kriegsführung, die nicht sehr vornehm ist. Die sonstigen Angriffe auf mich stecke ich vorderhand ruhig ein und denke mir, sie seien Wurst wider Wurst. Die von Schreyer herausgeschriebene Stelle entspricht doch nicht der Partitur. Wenn ein Instrument das a als ¾ Note aushält, wie es tatsächlich der Fall ist, dann hab eben ich recht. Denn diese ¾ Note klingt eben mit. Und die Freiheit mit der Pause hab ich mir nicht genommen. Auch der Vorwurf der Melodieänderung trifft nicht, denn Bach selbst führt die 2. Violine um eine Terz höher als die erste. Folglich schwebt die Melodie der zweiten über der ersten [...] Wenn ich alle die Bemängelungen überdenke, so kann ich doch nur bei der strengsten Selbstkritik zu keinem andern Resultate kommen, als daß alles von Schreyer aufgebauscht wird, daß aus Flöhen Elefanten gemacht werden [...]".
Ernst Rychnovsky war auf Batkas Veranlassung hin dessen Nachfolger im Musikreferat der "Bohemia" geworden. "Ab 1911 wirkte Rychnovsky beim 'Prager Tagblatt', zunächst als Musikkritiker, dann als Leiter des Musikreferates; daneben verfaßte er zahlreiche musikhistorische Abhandlungen und Musikerbiographien. Dank seiner vielseitigen journalistischen Fähigkeiten fand Rychnovsky in der tschechoslowakischen Republik als Parlamentsreferent des 'Prager Tagblattes' ein zusätzliches Betätigungsfeld, das ihm aufgrund seiner objektiven Berichterstattung größte Anerkennung brachte. Rychnovsky spielte ferner eine führende Rolle in journalistischen Fachorganisationen (u. a. Mitbegründer der Reichsgewerkschaft der Deutschen Presse), war Mitglied der Staatsprüfungskommission der Deutschen Musikakademie, Beisitzer des Jugendgerichtes, Vorstandsmitglied der Mozart-Gemeinde, Mitglied des Kuratoriums des Prager Volksbildungshauses Urania [...] und wirkte im Vorstand der Deutschen Demokratischen Partei [...] Die Vertrautheit Rychnovskys mit den geistigen Strömungen des tschechischen Volkes und sein Anliegen der Völkerverständigung spiegeln sich in zweien seiner wichtigsten Werke wider, der jeweils ersten deutschsprachigen Biographie des Komponisten Smetana und des ersten Präsidenten der tschechoslowakischen Republik, Masaryk" (ÖBL IX, 349).
Stellenweise gering fleckig und mit unbedeutenden Randläsuren. In altem Sammlungsumschlag. Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf des Prager Landesadvokaten Joseph Eckstein.