Beitrag zur Beurteilung der Lehren Machs. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde, genehmigt von der philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.
124 SS., 1 w. Bl. Bedruckte grüne Originalbroschur, eingebunden in modernen schwarzen Halbmaroquinband mit Marmordeckeln. 8vo (147 x 218 mm).
Äußerst seltene, in kleinster Auflagenhöhe gedruckte Erstausgabe der Dissertation Robert Musils über den österreichischen Philosophen Ernst Mach (1838-1916), entstanden zum Ende seines Berliner Zweitstudiums der Philosophie, Psychologie, Physik und Mathematik von 1903 bis 1908. Referenten waren der Neukantianer Alois Riehl und Paul Stumpf; die Arbeit erhielt die Note "laudabile". Bereits 1898-1901 hatte Musil in Brünn Maschinenbau studiert.
Literarisch hatte sich Musil zuvor schon mit den "Verwirrungen des Zöglings Törless" auf das öffentliche Parkett begeben und damit seine verwirrende Krise aus Zeiten seines dreijährigen Internataufenthaltes an der Militär-Oberrealschule in Mährisch Weißkirchen (Hranice) überwunden.
Musils Studium der Philosophie und Mathematik führt ihn in den erkenntnistheoretischen, "ratioiden Bereich". Die Mathematik als Denkform wird für Musil wesentlich und gipfelt in seinem 1913 erschienenen Essay "Der mathematische Mensch". "Mathematisches Denken ist identisch mit geistiger Organisation, Richtschnur für alle geistigen Werte. Ziel dieser Wissenschaft ist 'Wahrheit'. Die Mathematik ist eine Trainierung des Denkens, eine Möglichkeit, Ordnung und Synthese in die Tatsachen zu bringen [...] Musils positives Verhältnis zu den Naturwissenschaften tut sich in seiner Dissertation über Ernst Mach kund. Die zur Kritik Machs angewandte Methode ist die des methodischen, systematischen, ratioiden Denkens. Johannes von Allesch, der Gestaltpsychologe und Freund Musils, weist auf diesen bei Mach entdeckten Grundwiderspruch hin" (Marie-Louise Roth, Robert Musil: Ethik und Ästhetik [München, 1972], S. 45).
Titelblatt mit hs. Besitzvermerk "Dr. Fourgeau" (?). Erworben aus einer Berliner Privatsammlung.
Die Originalbroschurdeckel etwas verfärbt und fleckig, bei der Neubindung restauriert und neu aufgezogen, teils in den Rändern ergänzt, sonst sehr sauber. Ohne das letzte Blatt mit dem Lebenslauf.
Roth 4. WG² 2.