Josephinische Landesaufnahme

[Josephinische Landesaufnahme]. Topographisches Lehrmanuskript eines österreichischen Landmessers oder Ingenieuroffiziers.

Wohl Habsburgermonarchie, ca. 1760er Jahre.

18 Karten und Tafeln (davon 13 seitlich eingefaltet) in Tusche und Aquarellmalerei, numeriert I-X und 1-8. Zumeist ca. 43 x 54 cm mit schwarzen Tuschrändern, gezeichnet auf gutem Schreibpapier (auf einer Karte das Wasserzeichen C & I Honig mit Lilie erkennbar), bis auf die Einfassung beschnitten und in einen gehefteten Folioband mit festem Papier montiert. Eine Karte im Rand bezeichnet "Boch inv. et del.". Ohne Einband, lediglich Rückenrest erhalten. Gr.-Folio (ca. 490 x 660 mm).

 9.500,00

Großformatiges kartographisches Manuskript, sehr wahrscheinlich als Arbeitsbehelf im Zuge der Josephinischen Landesaufnahme (1763-1780) entstanden, deren über 3500 großteils in völlig vergleichbarer Manier gezeichnete und kolorierte Kartenblätter als kaiserliches Staats- und Militärgeheimnis streng gehütet wurden.

Die erste vorliegende Tafel zeigt 55 verwendete Symbole und Darstellungsformen ohne Legende, die folgenden Tafeln bilden Phantasiekarten, die im Maßstab ungefähr jenem der Josephinischen Landesaufnahme (ca. 1:28.000) entsprechen und beispielhaft Flüsse, Seen, Wälder, Wegnetze und Ortschaften unterschiedlicher Größe in oft gedrängter Darstellung versammeln. Die Ortsbezeichnungen sind teils breit vorkommende Namen wie Wiesenthal, Haag oder Furth, andernteils standen bekannte Orte der Habsburgermonarchie Pate (Göfis, Nenzing und Frastanz in Vorarlberg, Schloss Ambras in Innsbruck, Krumau in Böhmen, Nikolsburg und Niemschitz in Mähren, Hotzenplotz in Schlesien etc.); dazu kommen frei erfundene Namen wie Freudenort, Juno, Abschied usw. Mehrere Tafeln (bei der zeitgenössischen Zusammenstellung hier teilweise als "Platten" bezeichnet) zeigen überdies Messverfahren mit trigonometrischen Punkten und einfacher Triangulation, wie sie bei der Josephinischen Landesaufnahme aus Zeitgründen allerdings nicht umfassend zum Einsatz kam.

Vereinzelt unbedeutend fleckig. Lose beiliegend eine weitere, unbeschriftete Skizze in schwarzer und roter Tusche (die gebräunt, sporig und mit Randschäden).

Literatur

Zur Josephinischen Landesaufnahme siehe J. Dörflinger, Österreichische Karten des 18. Jahrhunderts (Wien, 1984), S. 63-65.