Ein Blatt aus der Gutenbergbibel: der Erstdruck von Michas Prophezeiung des Messias

[Biblia latina - VT]. Gutenberg, Johannes (Hg.). Ein Blatt aus der Gutenberg-Bibel (B-42).

[Mainz, Johannes Gutenberg, Johann Fust & Peter Schöffer, ca. 1452/1454].

Folio (284 x 390 mm). Bd. 2, Bl. q2: Micha, Verse 4,7 bis 7,18. 2 Spalten, 42 Zeilen, gotische Type. Rubriziert; Initialen in rot und blau; Buchüberschriften und Kapitelnummern abwechselnd in rot und blau. Gebunden in schwarzes Maroquin als eines von Gabriel Wells' "Noble Fragments" (New York: Gabriel Wells, 1921).

 150.000,00

Ein Blatt aus dem ersten mit beweglichen Lettern gedruckten Buch der westlichen Welt, enthaltend Michas berühmte Prophezeiung des Messias: "Und du Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, so gebären soll, geboren habe..." (5,1-2).

Die Gutenberg-Bibel, nach der Anzahl ihrer Zeilen pro Spalte auch die B-42 genannt, wurde zwischen 1450 und 1455 von Johannes Gutenberg und seinem Geldgeber Johann Fust in ungefähr 180 Exemplaren hergestellt - 150 auf Papier und 30 auf Pergament. Heute sind davon nur noch 49 Exemplare mehr oder weniger vollständig erhalten. Gutenbergs Kunstfertigkeit setzte Maßstäbe "in der Qualität des Papiers und der Druckerschwärze, in Formgebung und handwerklichem Können [...], denen zu genügen späteren Druckern nicht leichtgefallen ist; nur hinsichtlich der Lesbarkeit der Druckschrift war es ihnen möglich, Besseres zu leisten als dieses, das erste und in vieler Hinsicht das großartigste gedruckte Buch" (PMM). Die B-42 ist so selten, dass noch das kleinste Fragment als sammlungswürdig gilt, und der Eigentümer auch nur eines Einzelblattes befindet sich in auserlesener Gesellschaft: von den 82 institutionellen Besitzern, die der erschöpfende Incunabula Short Title Catalogue verzeichnet, halten nicht weniger als 24 nur ein einziges Blatt oder sogar nur Bruckstücke davon; mehrere weitere Forschungsbibliotheken besitzen zwei bis vier Blätter.

Das vorliegende Blatt stammt aus einem stark beschädigten Exemplar, das sich einst in der Sammlung des Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern befand. Es ging hernach in die Königlich Bayerische Hofbibliothek zu München ein und wurde 1832 als Doublette von dem englischen Reisenden und Diplomaten Robert Curzon erworben. 1920 von der Familie wieder dem Handel übergeben, wurde der Band vom ungarischstämmigen New Yorker Antiquar Gabriel Wells erworben, der ihn dann in Form von Einzelblättern oder größeren Fragmenten an Universitäten, Schulen und Privatsammler verkaufte. Den Einzelblättern wurde meist - wie hier - ein gedruckter Aufsatz des Bibliophilen A. Edward Newton aus Philadelphia beigegeben. Zum handgezeichneten Buchschmuck dieses Exemplars vermerkt Eric White: "The Noble Fragments are identifiable by their neatly executed alternating red and blue lombard headlines, smaller initials and chapter numerals. These were the work of a skilled artisan, probably working in Mainz, who also rubricated the Gutenberg Bible now at the Rylands Library in Manchester.”

Provenienz

1) Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz und von Bayern (1724-99) und dessen Gattin Marie Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach (1721-94).

2) Hofbibliothek Mannheim.

3) Königlich-Bayerische Hofbibliothek zu München (bald nach 1799).

4) 1832 um ca. 350 fl. als Doublette verkauft an Robert Curzon, 14th Baron Zouche (1810-73).

5) Im Erbweg an Mary Cecil Frankland, 17th Baroness Zouche (1875-1965).

6) Im Auftrag der Baroness versteigert bei Sotheby’s, London, 9. Nov. 1920, Nr. 70.

7) Frank T. Sabin (gest. 1915), Londoner Buchhändler, für Gabriel Wells.

8) Gabriel Wells (1861-1946), New Yorker Buchhändler, 1921 übernommen.

9) US-amerikanische Privatsammlung.

10) US-amerikanischer Handel.

Beschreibung

Folio (284 x 390 mm). Bd. 2, Blatt q2 (152): Altes Testament, Micha 4,7 (... in reliquias et eam quae laboraverat) bis 7,18 (Quis Deus similis ...). 2 Spalten, 42 Zeilen, gotische Type. Rubriziert, Initialen recto in rot und blau, verso in rot; Buchüberschrift in der Kopfzeile und Kapitelnummern abwechselnd in rot und blau; Versalien rot hervorgehoben. Wasserzeichen. Ochsenkopf mit Stange und Stern (Produktionsort im Piemont, bei Caselle, um 1450). Gebunden als eines von Gabriel Wells "Noble Fragments" mit einem Essay von A. Edward Newton, "A Noble Fragment, Being a Leaf of the Gutenberg Bible 1450-1455" (New York: Gabriel Wells, 1921): blind- und goldgeprägter schwarzer Maroquinband (299 x 406 mm) von Stikeman & Co., New York.

Zustand

Das Blatt minimal braunfleckig. Einband an den Ecken und Kanten gering berieben.

Literatur

H 3031*. Goff B-526. GW 4201. Hubay 47. Eric Marshall White, A History of the Gutenberg Bible (2017), SS. 132-136. PMM 1.

Art.-Nr.: BN#63116 Schlagwörter: , , , ,