"keinen Film mehr für Hitler"

Riefenstahl, Leni, Filmregisseurin (1902-2003). 2 eigenh. Briefe mit U.

Khartum & Mafia (Tansania), 18. Nov. 1976 & 1. Jan. 1977.

3 SS. auf 3 Bll. 4to. Mit 2 eh. adressierten Kuverts.

 1.800,00

An den Filmkritiker Dr. Hans Schuhmacher (1910-1993), den ehemaligen Redakteur des "Film-Kuriers". Nach einem 1976 entstandenen Skandal um die Talkshow "Je später der Abend", in der Riefenstahl mit einer NS-Gegnerin aneinandergeraten war, hatte Schuhmacher die Regisseurin in verständnisvollem Ton angeschrieben hatte ("da Künstler ja ohnehin meist ganz unpolitisch sind") und dabei auch seines unlängst verstorbenen Kollegen und Freundes Ernst Jäger (1896-1975) gedacht, des Verantwortlichen für die Pressearbeit zu Riefenstahls Olympia-Film, aber auch seiner eigenen journalistischen Arbeit zu "Olympia 36".

Riefenstahl bezieht eindrücklich zu ihrem Filmschaffen Stellung: "Triumph des Willens" sei ein "künstlerisches Dokument" gewesen, das sie "nie als Propagandafilm angesehen" habe. "Der Olympiafilm" wiederum sei ihre "Privatinitiative ohne Auftrag oder Unterstützung" gewesen; nach 1934 habe sie "keinen Film mehr für Hitler oder die Regierung gemacht". Trotzdem werde sie immer wieder "für die Schrecknisse des Hitlerregimes verantwortlich gemacht". "Die Verfolgung und Beschmutzung meiner Person wird bis nach meinem Tode anhalten". An einem Treffen mit Schuhmacher sei sie interessiert, ebenso an dessen Korrespondenz mit Jäger, da zwischen ihm und ihr "noch einiges ungeklärt" geblieben sei. Riefenstahl lebte damals in Afrika ("Da ich in Deutschland so diffamiert werde, lebe ich viel im Ausland"). Für ihre Fotoreportagen über die Nuba war ihr 1973 die sudanesische Staatsbürgerschaft verliehen worden.

Zustand

Ein Blatt mit gedr. Briefkopf der Leni Riefenstahl-Produktion. Beiliegend zwei ms. Briefdurchschriften Schuhmachers an Riefenstahl.

Art.-Nr.: BN#63233 Schlagwörter: ,