Zweig, Stefan / Matuschek, Oliver (Bearb.). Ich kenne den Zauber der Schrift. Katalog und Geschichte der Autographensammlung Stefan Zweig. Mit kommentiertem Abdruck von Stefan Zweigs Aufsätzen über das Sammeln von Handschriften.

Wien, Inlibris, 2005.

432 Seiten. Mit ca. 100 Abbildungen und einem mehrs., gefalt. vollfarbigen Faksimile als Beilage. Originalleinenband. Lex.-8vo.

 68,00

Während Stefan Zweigs Bücher weit verbreitet sind, wissen nur wenige seiner Leser, daß er einer der bedeutendsten Autographensammler seiner Zeit war. Schon als Gymnasiast hatte er damit begonnen, Unterschriften von Schauspielern und Sängern nachzujagen. Bald kamen kleinere Manuskripte von Dichtern hinzu, und Zweig, der sich nun auch selbst als Schriftsteller übte, empfand eine wachsende Faszination für von Korrekturen übersäte Schriftstücke. Mit Hilfe dieser Werkmanuskripte hoffte er, einen Einblick in den Prozeß des künstlerischen Schaffens zu bekommen. "Ich kenne den Zauber der Schrift", schrieb er 1907 an Rilke, "ich weiß, daß man mit der Handschrift eines Buches nicht nur schenkt, sondern auch einem ein Geheimnis verrät." In den folgenden Jahren versuchte Zweig, diesem Geheimnis weiter nachzugehen, indem er die Sammlung durch Anfragen an seine Schriftstellerkollegen und durch gezielte Ankäufe im Handel ausweitete. Immer wieder äußerte er sich in Briefen und Aufsätzen zum Thema Autographen, das ihn über 50 Jahre beschäftigte und eng mit seinem Werk verbunden ist.

Zweigs Sammlung umfaßte schließlich Manuskripte in fast allen modernen Sprachen Europas. Blätter Martin Luthers und Leonardo da Vincis waren ebenso vorhanden wie Autographen von Thomas, Heinrich und Klaus Mann. Neben mehr als zwei Dutzend Texten und Zeichnungen von Goethes Hand finden sich auch ein Manuskriptblatt Kafkas, Gedichte Oscar Wildes und ein Armeebefehl Napoleons. In der Abteilung Musik war allein Mozart mit über 20 Autographen vertreten. Von Schubert besaß Zweig unter anderem das Lied "An die Musik" und von Beethoven nicht nur Notenblätter, sondern auch seinen Schreibtisch und andere Erinnerungsstücke. Mit Beginn seines Exils verkaufte und verschenkte Zweig einen Teil der Sammlung, behielt jedoch wichtige Stücke zurück und erwarb bis kurz vor seinem Freitod im Februar 1942 weitere Manuskripte.

Im vorliegenden Buch wird die Geschichte der Sammlung zum ersten Mal umfassend dargestellt, wozu größtenteils auf unveröffentlichtes Material zurückgegriffen werden konnte. Im reich bebilderten Katalogteil sind fast 1000 Autographen verzeichnet, die sich in der hier erstmals vollständig rekonstruierten Sammlung befanden. Außerdem sind 23 Aufsätze Stefan Zweigs zum Handschriftensammeln abgedruckt und mit ausführlichen Kommentaren versehen worden.

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