"A frank treatise on virginity and the ways of losing it" (Garrison/M.)

Pineau, Severin. Notae virginitatis oder wahre Kenn-Zeichen von denen Geheimnissen der Jüngferschafft, wie und auf was Art und Weise solche eigentlich zu erkennen, ob sie nemlich corrumpiret, oder nicht. Desgleichen umständliche Nachricht von der Schwängerung selbsten und neun-monatlichen Geburth; wie auch von dem Ursprung und Anfang derer Theile oder Glieder, wie solche im Mutter-Leibe formiret und gebildet werden. Samt Petri Gassendi Tractat von der Scheidewand des Hertzens, welche die beyden Hertz-Kammern unterscheidet, und wie solche ihre Durchgänge habe.

Frankfurt und Leipzig, Johann Christoph Stöffels Erben, [1717].

(6), 360, (16) SS. Titel in rot und schwarz gedruckt. Mit gest. Frontispiz.

(Beigebunden) II: Deventer, Hendrik van. Neues Hebammen-Licht, bey welchen die Hebammen-Kunst und was darzu gehöret durch geschickte Handgriffe aufrichtig gelehret wird. Jena, Heinrich Christoph Cröcker, 1717. (12), 489, (23) SS. Titel in rot und schwarz gedruckt. Mit gest. Frontispiz und 33 (statt 37) Kupfertafeln. Pergamentband der Zeit auf 3 durchzogenen Bünden mit hs. Rückentitel. Dreiseitiger gesprenkelter Rotschnitt. 8vo.

 950,00

I: Seltene erste selbständige deutsche Ausgabe (erstmals 1597 in Paris als "Opusculum physiologum & anatomicum" gedruckt), aus dem Lateinischen übersetzt von Christoph von Hellwig (1663-1721). "In 1595 Pineau demonstrated the vestigial foramen ovale in the adult heart, settling the question of the perviousness of the septum of the heart [...] [In 1597] he published this study in a frank treatise on virginity and the ways of losing it" (Garrison/M.). "The German edition was prohibited by the magistrates. The chief interest of the book now relates to the supposed parturition of the pubic bones during parturition [...] Pineau was a lithotomist and had the Collot family secret" (Osler). Zuvor 1626 als Teil der deutschen Übersetzung von Louise Bourgeois Boursiers "Hebammen Buch" erschienen.

II: Zweite deutsche Ausgabe von Deventers Hauptwerk "Operationes chirurgicae novum lumen exhibentes obstetricantibus" (EA Leiden 1701; zugleich in niederländischer Sprache), eines der wichtigsten Werke in der Geschichte der Geburtshilfe. "Gives the first accurate description of the female pelvis and its deformities, and the effect of the latter in complicating labour" (Garrison/M.). Van Deventer (1651-1724) würdigt hier erstmals völlig die Wichtigkeit des knöchernen Beckens, insbesondere der Beckenachse, für den Geburtsvorgang; musterhaft ist das Verfahren, das er den Hebammen bei natürlichen Geburten anempfiehlt. Erheblich verfeinert sind die Diagnose der abnormen Kindslagen sowie die Technik der geburtshilflichen Eingriffe, bei denen Deventer dem manuellen Verfahren gegenüber dem instrumentellen bis zur äußersten Grenze den Vorzug gab; dennoch bereicherte er letztere durch eine der wichtigsten Erfindungen in der Geburtshilfe überhaupt: die Geburtszange. "Deventer ist unstreitig der hervorragendste und wissenschaftlich gebildetste Geburtshelfer seiner Zeit, denn seine Forschungen waren nicht blos bahnbrechend, sondern bilden heute noch [...] die Basis, auf der die moderne Geburtshilfe ruht" (Hirsch).

Es fehlen die Kupfer 5, 10, 12 und 14; das Frontispiz und 2 weitere Kupfer mit größeren Ausrissen und Fehlstellen; mehrere Kupfer im Rand vom Beschnitt erfaßt (Verlust der rechten Rahmenlinie).

Aus der Sammlung des schwedischen Polarforschers und Mineralogen Gösta Bodman (1875-1960), als Meteorologe Teilnehmer der Schwedischen Antarktisexpedition 1901-04, mit seinem hübschen, darauf bezüglichen Exlibris (Pinguin vor Forschungsschiff) am vorderen Innendeckel.

Literatur

I: Hayn/Gotendorf IX, 460. Vgl. Blake 205. Wellcome IV, 388. Garrison/Morton 802. Waller 7450ff. Osler 3679.

II: Blake 118. Waller 2420. Hirsch II, 173. Vgl. Wellcome II, 460. Garrison/Morton 6253. Norman 631. Eimas 678.

Art.-Nr.: BN#21908 Schlagwörter: , ,