Toch, Ernst, Komponist (1887-1964). 7 eigenh. Luftpostbriefe mit U. sowie ein ms. Brief mit eh. U.

Santa Monica, New York und Zürich, 1948 bis 1963.

Zusammen 10½ SS. auf 8 Bll. Gr.-4to. Die Luftpostbriefe mit eh. Adresse. Mit einer Beilage (s. u.).

 2.500,00

An seinen Jugendfreund Lothar Kotula in Jena (DDR): "[...] Ich arbeite angestrengt, komponierend und Stunden gebend - die Zeiten, wo ich ab und zu etwas für den Film machen konnte, sind lang vorüber [...] Und nun bitte ich Dich, gib auch Du die Hoffnung nicht auf und vertraue auf eine Wendung der Dinge und eine Verbesserung der Zukunft! Ich weiss sehr wohl, wie viel Du Armer durchgemacht hast und noch weiter durchmachen musst. Und doch, so viele, viele unter meinen nächsten Verwandten und Freunden konnten nicht den Solatentod sterben, sondern fanden einen unsagbar grauenvollen Tod nach unsagbar grauenvollen Leidensjahren; Menschen in allen Alterstufen vom Säugling bis zum Greis. Verliere nicht den Glauben an eine schliessliche, ausgleichende Schicksalswaltung, nenne es Gott oder wie immer [...]" (a. d. Br. v. 19. Januar 1948).

"[...] Es ist lieb von Dir, dass Du immer meiner gedenkst (ich meine, mir schreibst), wenn Du Musik von mir hörst, aber schade, dass es immer nur so kleine Scherzchen sind, statt meiner Opern und Symphonien. Ich erinnere mich dabei eines Ausspruchs von Hans Pfitzner zu mir: Um auf dem Spielplan zu bleiben, muss man drei Bedingungen erfüllen: Erstens muss man schon tot sein. Zweitens muss man schon lange tot sein. Und drittens muss man schon sehr lange tot sein [...]" (a. d. Br. v. 26. Juni 1961).

"Deine beiden Briefe [...] liegen wie flammende Anklagen vor mir, und ich kann nichts anderes tun als Dich um Dein liebes und freundschaftliches Verständnis zu bitten. Du schreibst: ‚... Ich kann mir vorstellen, dass Du mit Arbeit überladen bist ...' - bitte tu's! Es ist die einzige Wahrheit, es ist stärker als ich, meine sechste Symphonie muss fertig werden - der Gedanke, dass sie einer meiner Schüler einmal zu Ende schreiben sollte, ist mir unerträglich [...]" (a. d. Br. v. 18. Oktober 1963).

Jeweils im linken Rand und teils auch im Text gelocht sowie zumeist mit kleinen Randläsuren. Beiliegend eine eigenh. Postkarte des Adressaten an seine Schwester v. 15. Mai 1916.

Art.-Nr.: BN#23244 Schlagwort: