Altenberg, Peter, Schriftsteller und Literat (1859-1919). Eigenh. Brief mit Initialen.

O. O. u. D.

2 SS. auf Doppelblatt. Gr.-4to.

 1.800,00

"Mein lieber, lieber Freund, wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten! So ist es auch mit mir. Man kann nicht 4 Bücher schreiben wie ich sie geschrieben habe, und dabei ein Mensch der wolgesitteten Ordnung sein! Das geht nicht! Ich habe Euch alle viel viel lieber als Ihr es ahnen könnt, aber meine Verkommenheit in jeder Beziehung trennt mich von Euerer Ordnung! Weshalb achtet Ihr aber nicht in mir den Dichter, der diesen Adelstittel mit seinem Glück, seiner Ruhe, seiner Gesundheit, seinem misglückten Dasein teuer genug bezahlt?!? Wo ich bin, ist Un-Ruhe, denn meine Seele ist selbst gefoltert und beunruhigt durch jede Stunde! Ich spüre es, daß Ihr Alle mich innerlich fallen gelassen habt, und nur auf den geschickten, geeigneten Augenblick wartet, es auch äußerlich zu tun! Wodurch habe ich Euch enttäuscht?!? Wodurch könnte der Autor von 'Wie ich es sehe', 'Was der Tag mir zuträgt', 'Prodromos', 'Märchen des Lebens', enttäuschen als durch ein wertloses Buch?!? Ich habe mich von dem Weibe emanzipiert und ihrer schändlichen Knechtschaft, und bin dadurch der erste 'Unnahbare' geworden! Weshalb mir das übelnehmen, statt von mir zu lernen, zu profitiren?!? Klimt hat mich das letztemal bereits nicht mehr an seinen Tisch geladen, an dem seine von mir vergötterte Freundin saß [...] Nun gut, ich habe viel viel getragen, Einsamkeit und Verlassenheit von allen Seiten ist mir bestimmt! Nur noch auch den Muth, den Revolver richtig anzusetzen! [...]".

Art.-Nr.: BN#30788 Schlagwörter: , , ,