"Aus Deutschland sind die Nachrichten ja denkbar trübe"

Benjamin, Walter, Philosoph, Literaturkritiker und Übersetzer (1892-1940). Sammlung von Briefen von Walter und Georg Benjamin sowie Dritter.

Verschiedene Orte, 1920 bis 1923.

Zusammen 39 SS. auf 23 Bll. Verschiedene Formate. Mit zwei Beilagen (s. u.).

 22.500,00

Inhaltsreiche Korrespondenz der Familie um Walter Benjamin, namentlich er selbst sowie sein Bruder, der Mediziner und spätere Widerstandskämpfer Georg, dessen Verlobte Grete Kliem und deren Freundin Lisabeth. Aus dem 18 Briefe und Karten umfassenden Briefwechsel werden besonders die weltanschaulichen Differenzen zwischen dem aus einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie stammenden Sozialisten Georg Benjamin und seiner christlich-bürgerlichen Verlobten deutlich, die letztlich zur Trennung des Paares führten. Der 1942 im KZ Mauthausen ermordete Arzt Georg Benjamin heiratete 1926 die als "Blutige Hilde" gefürchtete Juristin und spätere Justizministerin der DDR, Hilde Lange.

"Lieber Georg", so schreibt Walter an seinen Bruder unterm 21. Januar 1923 aus dem Sanatorium Breitenstein in Niederösterreich, "als Deine Nachricht kam, habe ich wieder einmal gesehen, wie wenig weiblichen Spürsinn ich in Heirats- und Verlobungsdingen habe, denn mit einem geringen Maß davon, hätte ich mich, bei Deinen öftern Reisen nach Hagen [wo Grete Kliem wohnte], ihres Inhalts vermuten können. Je mehr also überrascht, desto herzlicher wünsche ich Dir und Deiner künftigen Frau Glück zu Eurem Entschlusse [...] Dora wird noch einige Zeit hierbleiben, die Erholung schreitet naturgemäß langsam vorwärts, aber die Zunahme ist gut. Immerhin hat der Arzt noch auf lange hinaus Schonung anbefohlen [...] Ich arbeite hier so gut es geht und bereite die Herausgabe vom Nachlaß meines Freundes [d. i. Fritz Heinle] vor. Aus Deutschland sind die Nachrichten ja denkbar trübe [...]".

Im einzelnen liegen vor: Walter Benjamin: 1) Eh. Brief mit U. 21. I. 1923. 1 S. 8vo. An Georg. Verso mit einem eh. Br. mit U. seiner Frau Dora.

Georg Benjamin: 1) Eh. Postkarte mit U. [22. VIII. 1923]. 2 SS. 8vo. Mit eh. Adr. An Grete. 2) Eh. Brief mit U. 6. I. 1923. 1 S. 8vo. An Grete. 3) Eh. Brief mit U. Undat. 2 SS. 8vo. An Grete. 4) Eh. Briefkarte mit U. 16. II. 1923. 1 S. Qu.-kl.-8vo. An Grete. 5) Eh. Brief mit U. Undat. 1½ SS. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert. An Grete. 6) Eh. Brief mit U. Berlin, 28. XII. 1922. 1 S. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert. An Grete. Mit einem halbseitigen Antwortentwurf derselben. 7) Eh. Brief mit U. Undat. 4 SS. auf Dpbl. 8vo. An Grete. 8) Eh. Brief mit U. Undat. 3 SS. auf Dpbl. 8vo. An Grete.

Grete Kliem: 1) Eh. Briefentwurf mit U. Undat. 2 SS. Qu.-kl.-4to. An Georg. 2) Dass. Undat. 1½ SS. Gr.-8vo. Auf einem Brief der Fa. Beyersmann, Hagen i. W. An Georg. 3) Eh. Briefentwurf mit U. Undat. 1 S. Kl.-4to. An Georg.

Lisabeth: 1) Eh. Brief mit U. 20. X. 1920. 4 SS. auf Dpbl. 4to. An Grete. 2) Eh. Brief mit U. 22. X. 1920. 2 SS. 4to. An Grete. 3) Eh. Brief mit U. Ilsenburg, 27. Gilbhard [Oktober] 1920. 2 SS. Gr.-4to. An Grete. 4) Eh. Brief mit U. 6. XII. 1920. 2 SS. 4to. An Grete. 5) Eh. Brief mit U. 21. I. 1922. 4 SS. auf Doppelblatt. 4to. An Grete.

6) Eh. Brief mit U. Undat. 4 SS. auf 2 Bll. Qu.-4to.

Beiliegend: Eine von mehreren Verfassern an Hilde Lange gerichtete Postkarten mit Glückwünschen zur Verlobung sowie ein von Georg Benjamin an seine Verlobte adressiertes Kuvert.