Eigenh. Brief mit U. ("Stefan Zweig").
1 S. 8vo. Gerahmt.
€ 2.500,00
An den Wiener Verleger Fritz Freund (1879-1950): "Lieber Herr Freund, ich war heute bei Ihnen vergeblich in Audienz, um die Lem[onnier]-Novelle zu übergeben und Sie nochmals zu warnen einen Übersetzernamen auf's Titelblatt zu setzen. Haben Sie es nötig, dass ein Herr Fischl in Wien herumgeht und sich 'Autor des Wiener Verlag's' nennt. Nein, das haben Sie nicht nötig [...]".
Zweig und sein Freund Émile Verhaeren setzten sich Anfang 1904 für das Werk Camille Lemonniers ein, dessen "Homme en amour" soeben in ganz Deutschland verboten worden war. Zu Zweigs in dieser Sache unternommenen Aktivitäten zählt die Übersetzung einiger Erzählungen aus Lemonniers "Poupées d'amour" für den "Wiener Verlag", der spätestens seit seiner ersten öffentlichen Auflage von Schnitzlers "Reigen" im Vorjahr als pornographisch verschrien war (1906 sollte er "Josefine Mutzenbacher" herausbringen). Aus Zeitnot - er arbeitete parallel an seiner Dissertation - übertrug Zweig nur drei der ursprünglich 22 Erzählungen der französischen Originalausgabe, nämlich "La Maison de verre" ("Das gläserne Haus"), "Le Père" ("Der Vater") und "Petits vieux" ("Alte Leutchen"); fünf weitere übersetzte Friedrich Fischl (vgl. F. van de Kerckhove [Hg.], Émile Verhaeren, Correspondance générale I [1996], S. 24f. u. S. 127). Die acht Erzählungen erschienen 1904 unter dem Titel "Liebespuppen" als Nr. 26 der "Bibliothek berühmter Autoren". Besorgt um seinen Ruf als angehender Lyriker wünschte Zweig indessen nicht als Übersetzer genannt und schon gar nicht mit dem "Wiener Verlag" in Verbindung gebracht zu werden, was er gegenüber Freund geschickt hinter einer anscheinend gemeinsamen Abneigung gegen Fischl versteckt, welcher der Verbindung mit dem Verlag nicht würdig sei.