Bruckner, Anton, Komponist (1824-1896). Eigenh. Brief mit U. ("ABruckner").

Linz, 26. XII. 1864.

3 SS. auf Doppelblatt. Gr.-4to.

 25.000,00

An seinen Freund Rudolf Weinwurm, Musikdirektor der Universität und Dirigent der Singakademie in Wien, dem er über die Uraufführung seiner Messe Nr. 1 d-moll im Alten Dom zu Linz berichtet sowie seine Hoffnung ausspricht, das Werk in Wien aufgeführt zu sehen: "Gratuliere zu Deinen glänzenden Erfolgen! Alles gelesen. | Liebster Freund Weinwurm! | Meine Messe wurde am 20. Nov. im Dom u[nd] am 18. Dez. als Concert spirituel im Redoutensaal aufgeführt durch Veranstaltung mehrerer Musikfreunde. Daß letzteres so außerordentlich besucht, ja überfüllt war sei Dir als Beweis, wie in der Kirche angesprochen hat, was mich um so mehr wundert, da die Composition sehr ernst u[nd] sehr frei gehalten ist. Ich sende Dir 1 Blatt v[om] Abendbothen - u[nd] 1 von der Linzerzeitung, die Gamon [d. i. der Linzer Krtiker Franz Gamon] schreibt - er macht ein Langes u[nd] Breites - bringt erst nach langen Pausen wieder eine Nummer, so daß er leider jetzt noch nicht fertig ist [...] Ich wartete immer auf dieß Fertigwerden mit dem Schreiben an Dich; kann aber jetzt nimmer länger meinem liebsten u. wärmsten Freunde auf der Welt meine Mittheilungen verzögern. Erzherzog Josef besuchte auch mein Conzert [...] Ich lasse jetzt noch die Partitur rein schreiben. Glaubst Du nicht, daß ich selbe später Hanslik u[nd] Herbek durch Dich senden soll. Denn in der Kirche glaube ich fordert sie zu viel Proben; denn solche müßten selbst bei den tüchtigsten Musikern der Residenz sein. Und welcher Chorregent würde sich dieß gefallen lassen? Meine am besten wäre es, wenns Herbek für würdig fände, daß es einmal in einem Musikvereins-Conzerte als eine Abtheilung gebracht würde. (Oder Dessof?) wenns nicht ginge. Oder Krenn - doch wer hörte sie dort? Wie meinst Du. Ich hoffe Dich bald zu sprechen; denn ich will zur 9 Simphonie u[nd] zum Conzert der Phylharmoniker hinabreisen. Weiß nicht wann sie sein wird. Bitte Dich - schreib mirs [...]".

Mit der Messe gelang Bruckner der endgültige Durchbruch; die Aufführung war bei Kritikern und Publikum ein großer Erfolg. In Wien wurde die Messe am 10. Februar 1867 unter Johann Herbeck mit Bruckner an der Orgel aufgeführt.

Literatur

MWV Gesamtausgabe, Briefe I, S. 52f. (aus dem Nachlass von Max Auer).

Art.-Nr.: BN#46859 Schlagwort: