Mendelssohn Bartholdy, Felix, Komponist (1809-1847). Eigenh. Brief mit U.

Leipzig, 20. VI. 1846.

2 SS. auf Doppelblatt. Folio.

 9.500,00

Schöne und freundschaftliche Zeilen an Frau Verkenius, die Witwe des Landgerichtsrats Erich Verkenius (1776-1841), des Gründers und Förderers des Niederrheinischen Musikfests, und an deren Tochter Sibylla sowie ihren Schwiegersohn, den Kommerzienrat und Bankier Ignatz Seydlitz (1803-70), bei denen Mendelssohn während des ersten Sängerfests des Deutsch-flämischen Sängerbundes, das am 14. und 15. Juni unter seiner und Franz Webers Leitung in Köln stattgefunden hatte, genächtigt hatte: "Lieber Herr Seydlitz und liebe Frau Verkenius / Denn eigentlich möchte ich den Brief an Sie alle drei richten - ich bin nun glücklich wieder hier angekommen und habe alle die Meinigen Gottlob sehr wohl und munter angetroffen. Da ists mir nun zu Muthe als müßte ich eben noch einmal an den Malzbüchel no. 4 [d. i. der Seydlitzsche Wohnsitz] und müßte da so etwas sagen von Dank und von Nimmer-Vergessen - was vermuthlich eben so wenig zierlich herauskäme, wie diese Zeilen, und doch nicht minder ernsthaft und innerlich gemeint wäre. Sie wissen freilich alles schon was ich sagen will, Sie wissen daß mir eine Aufnahme wie die in Ihrem Hause jetzt, und alles was dabei von Gegenwart und Vergangenheit wieder zur Sprache kam, und kurz daß fortdauernde, unveränderte Freundschaft von allem auf der Welt das schönste, liebste, beste ist und bleibt, und daß Sie mir dadurch diese eben verfloßnen Tage zu wahren Festtagen ausgeschmückt haben. Hierfür wollte ich Ihnen gern meinen Dank sagen! Es sind wenig Stunden seitdem verflossen, wo ich das nicht in Gedanken gethan hätte. In Strasserhof fand ich im Posthause Sänger mit den Bändern, die jubelten ungeheuer; in Wiedenbrück ging der letzte Sänger mit einem Bande vom Postwagen ab, dem war es zu voll u. zu heiß gewesen. Von da an frugen die Leute den Conducteur und mich nach dem Sängerfest zu Cöln und wir kamen als lebendige Depeschen überall sehr gelegen. Meine Kinder tragen die eisernen Leyern Tag und Nacht um den Hals, und wenn sie unartig sein wollen, so sage ich, sie dürften dann das Sängerzeichen nicht mehr tragen; dann werden sie wieder artig. Diese moralische Nachwirkung ist also dem Sängerfeste nicht abzustreiten […]".

Literatur

Gedruckt in: Reinhold Sietz (Hg.), Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein Leben in Briefen (Köln und Krefeld, 1948), S. 237.

Art.-Nr.: BN#52756 Schlagwort: