Mündler, Otto, Kunsthistoriker (1811-1870). Teilnachlass von über 100 eigenh. Briefen mit U. der Kunsthistoriker Giovanni Morelli, Carl von Lützow, Wilhelm Bode, Wilhelm Lübke, Rudolf Kittel und Julius Meyer sowie des Kunstmäzens Otto Wesendonck.

Bellagio, Bergamo, Berlin, Braunschweig, Florenz, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mailand, München, Paris, St. Moritz, St. Petersburg, Turin, Wien, Zürich u. a. O., 1856 bis 1889.

112 Briefe (davon ein Entwurf), eine Abschrift, eine Postkarte und 2 Listen. Zus. ca. 415 SS. auf 144 Doppelbll. und 29 Einzelbll. (Qu.-)8vo und 4to. Mit einem adr. Kuvert mit Siegel, fünf hs. Adressen verso und einer hs. Liste. Mit einigen Beilagen (s. u.).

 7.500,00

Die frühesten Briefe dieser Sammlung fallen in Mündlers Zeit als "travel agent" für die National Gallery in London, nachdem er sich schon in Paris als Kunstsammler und -händler einen Namen gemacht hatte. Die späten Briefe, teilweise aus der Zeit der Pariser Commune, umfassen Anfragen an Otto Mündlers Bruder Hermann und seinen Neffen Albert mit Interesse an einer Evaluierung und Publikation des Nachlasses und dem möglichen Verkauf desselben. Zwei Schriftstücke stammen aus der Hand Otto Mündlers selbst (s. u.).

Vorhanden sind im einzelnen:

18 Briefe des für seine Aufdeckungen von Falschzuordnungen berühmten Kunsthistorikers Giovanni Morrelli an Otto Mündler aus den Jahren 1856-67 mit fachkundiger Besprechung von Bildwerken der italienischen Renaissance und deren Verkauf, über die Arbeit und den Tod des Gemälderestaurators Molteni, zur Sammlung Sir Ch. L. Eastlake, außerdem zur politischen Situation Italiens, zu Morellis parlamentarischer Arbeit und Gesundheit. Mündler möge helfen, einen jungen italienischen Adeligen aus dem Hause Arconati zum "Kunstfreund" zu bilden: "Vorderhand ist er freilich noch gar zu sehr Schmetterling u. flatterhaft in seinen Neigungen, wer weiß aber ob es Ihnen nicht vielleicht gelingen sollte im Louvre in ihm für die alter Kunst ein ernsteres u. reges Intereße zu erwecken. Er [...] ist reich, hat Sinn für das Schöne; kurz er hätte die Qualitäten ein vollkommener Kunstsammler u. Mäcen zu werden [...]" (13. XII. 1863).

73 Briefe von Carl von Lützow an Otto Mündler aus den Jahren 1863-70 zu ihrer Zusammenarbeit an der Zeitschrift "Recensionen" (Zeitschrift für Bildende Kunst mit Kunstchronik), zu Mündlers Beiträgen, der Besorgung der Illustrationen, den mitarbeitenden Autoren, Druckern, Restauratoren und Kupferstechern (u. a. Seemann, Lübke, Burger, Schwemminger, Cavalcaselle, Marggraff, Winterhalter, B. Suermondt, H. Semper, E. Engert), zu Auktionen (u. a. Rothschild-Terburg) und zu einem gemeinsam organisierten Kunstverkauf in Zusammenhang mit dem Schönbrunner Palais und "Frau Erlaucht" (20. XII. 1865). Lützow verstehe es der eigenen Ansicht nach, "den alten Wein" seiner "schriftstellerischen Freunde auf Flaschen zu ziehen und auf die Tafel der europäisch-amerikanischen Kunstwelt zu setzen" (20. I. 1869). Er erwähnt den Preußisch-Österreichischen Krieg (16. VI. 1866) und das Attentat auf Zar Alexander II. bei der Pariser Weltausstellung: Mündler dürfe in seinen diesbezüglichen Aufsatz "Ausstellungstrouble, Potentatenbesuchen, Polenpistolen etc. etc. hineingeheimnissen" (7. VII. 1867). Ein nicht signierter eh. Brief Otto Mündlers an Lützow mit Befürchtungen zum Krieg spiegelt Hoffnungslosigkeit wider: "Was wird überhaupt unter den gegenwärtigen Umständen aus unserem armen Blatte [...] was wird aus uns Allen - aus unserm armen zerfleischten Vaterland werden? [...]" (12. VII. 1866).

14 Briefe von Carl von Lützow an Hermann Mündler aus den Jahren 1870-78 zur möglichen eigenständigen oder auszugsweisen Veröffentlichung von Otttos Nachlass, seiner Tagebücher und Manuskripte, sowie zum Verkauf von Aquarellen von Rudolf von Alt.

Ein eh. Briefentwurf mit U. von Otto Mündler an seinen alten Studienfreund, den Dichter Friedrich Rückert, mit Gratulationen zum Geburtstag und zur Veröffentlichung des "Liebesfrühlings" sowie mit Nachrichten zu Morelli (13. V. 1859).

Fünf Briefe von Wilhelm Bode an Otto Mündler aus den Jahren 1868-70 zu kunsthistorischen Besprechungen und Publikationen, zum Beginn und Verlauf seines Doktoratsstudiums in Berlin und Plänen, den Maler Henneberg sowie Museen zu besuchen: "Diese vielen kleinen, aber gewählten Sammlungen sind ein dankbares Erzeugniss unseres unglücklichen deutschen Particularismus! [...]" (21. IV. 1869).

Eine eh. Postkarte mit U. und ein Brief von Bode an Albert Mündler aus den Jahren 1880 und 1888 zu Bodes Reisen nach Belgien, Wien und Sizilien sowie dem Angebot, beim Verkauf des Nachlasses Otto Mündler zu helfen.

Zwei Briefe von Hermann Mündler an seine Ehefrau Emilie aus dem Jahr 1870 zu Ottos Ableben und Begräbnis.

13 Briefe des Kunstsammlers und Mäzens Otto Wesendonck an Otto Mündler aus dem Jahr 1871 über durch Mündler vermittelte Kunstankäufe, teilweise mit Zustandsdetails, über Reisen durch die deutsche Museenlandschaft, zu Mündlers Rheumatismus und der Kinderbuchveröffentlichung seiner Frau Mathilde Wesendonck (geb. Agnes Luckemeyer), der Muse Richard Wagners.

Ein Brief des Kunsthistorikers Wilhelm Lübke an Hermann Mündler, zum Bilderverkauf aus dem Nachlass (20. V. 1877).

Ein Brief von Rudolf Kittel an Hermann Mündler: Der Kunsthistoriker August Schmarsow würde gerne den Nachlass zwecks Publikation begutachten (20. XII. 1889).

Sechs Briefe (davon ein Brief in frz. Sprache) und vier Briefe von anderer Hand mit eh. U. des Kunsthistorikers Julius Meyer aus den Jahren 1870-78. Meyer bekundet großes Interesse an der Ergänzung des "Neuen Kunstlexikons" durch Mündlers Manuskripte und Katalognotizen, an einem Ankauf aller Kataloge aus dem Nachlass durch den Verlag T. O. Weigel sowie an der Weiterführung des Vorhabens Otto Mündlers, die 2. Auflage des Müller'schen Lexikons zu besorgen.

Eine hs. Kopie eines Briefes des Kunsthistorikers Gustav. F. Waagen an einen Grafen Adlersberg in Petersburg zum Ankauf der Sammlung eines Grafen Quinto in Paris durch die Eremitage und mit der Empfehlung Otto Mündlers als in Paris ansässigem Kunstsachverständigen (17. XI. 1862).

Beiliegend zwei hs. Listen, davon eine mit hs. frz. Notiz verso, und eine kopierte Liste zur Verlassenschaft Otto Mündlers (Bilder, Möbel, Schmuck) und deren Aufteilung unter den Erben. Die Briefe teilweise mit Siegelresten und Einrissen durch Brieföffnung (Textverlust). Detaillierte Verlistung auf Anfrage.

Art.-Nr.: BN#57242 Schlagwörter: , ,